Dackel schwer verletzt, Shitzu getötet - doch der Ordnungsdienst ist machtlos, weil der Besitzer nicht eindeutig zu ermitteln ist.

Narben auf dem Rücken, auf dem Bauch und an den Vorderbeinen. Die Beiß-Attacke hat an Dackel Benni schwere Spuren hinterlassen. Ein Red-Nose-Staffordshire-Terrier hatte ihn beim Gassigehen in Osdorf angegriffen und sich regelrecht festgebissen. Doch es blieb nicht bei einer Attacke: Zehn Tage später verletzte Rokko einen kleinen Shitzu - dieses Mal tödlich. Und noch läuft Rokko irgendwo frei herum.

"Ich habe richtig Angst, Gassi zu gehen", sagt Ursula Weber, Bennis Frauchen. "Ich erwarte ihn hinter jeder Ecke." Mitte April tauchte Rokko mit einer jungen Frau in der Nähe des Elbe-Einkaufszentrums zum ersten Mal auf, ohne Leine, ohne Maulkorb. "Als der Hund uns sah, stürzte er sich auf Benni und schleuderte ihn durch die Luft", erzählt Weber. Die Rentnerin sprang dazwischen, trat den Staffordshire-Terrier. Passanten kamen hinzu, erst dann konnte Rokko angeleint werden. Weber: "Die Frau war völlig überfordert."

Sofort brachte Ursula Weber ihren Dackel zum Tierarzt, danach erstattete sie Anzeige gegen Arslan A., der nach Aussage der jungen Frau Rokkos Halter sein soll. Doch als der Bezirkliche Ordnungsdienst (BOD) Rokko sicherstellen wollte, war der verschwunden - und Arslan A. behauptet, nicht der Besitzer zu sein.

Zehn Tage später war Rokko aber wieder da - und fiel den kleinen Shitzu von Christa Hoppe an, die neben Arslan A. wohnt. "Wurzel hat geschrien, das habe ich noch im Ohr", schildert die 62-Jährige die Attacke. Arslan A. sei dazugekommen, habe sie sogar zum Tierarzt gefahren, berichtet Christa Hoppe. Unterdessen habe seine Bekannte Rokko wegschafft. Wenige Stunden später starb Wurzel.

Auch Christa Hoppe zeigte Arslan A. an, doch wieder war Rokko weg. "Wir denken, der Hund wurde irgendwo untergebracht", so Sorina Weiland vom Bezirksamt Mitte, dem der BOD unterstellt ist. "Doch wir müssen erst beweisen, dass der Beschuldigte der Besitzer ist." Im Umfeld seien jedoch alle sensibilisiert. Weiland: "Sobald der Hund wieder auftaucht, sind wir da."

Von der Wohnungsbaugesellschaft habe Christa Hoppe jetzt allerdings gehört, dass Arslan A. bald ausziehen werde. "Immerhin", sagt Hoppe. Der Schock und mehr als 600 Euro Tierarztkosten sind ihr jedoch geblieben. Trotzdem hat sie mittlerweile wieder einen Hund, Nachbarn schenkten ihr den Havanesen Lilly. Sie und Ursula Weber hoffen, dem unberechenbaren Rokko nicht wieder zu begegnen. Und dass über die Narben von Dackel Benni schnell Fell wächst.