Veranstalter wollen die Schau in die Hansestadt holen. Die eindrucksvollen Repliken wurden eigens in Ägypten gefertigt und sind zurzeit in Zürich zu sehen. Die Ausstellung kostet mehr als fünf Millionen Euro.

Was sah Howard Carter im Schein der flackernden Kerze, als er diese, am 26. November 1922, durch die erste von ihm aufgemeißelte Öffnung des versiegelten Grabes des ägyptischen Pharaos Tutanchamun schob? "Wunderbare Dinge...!", antwortete der Archäologe damals ergriffen seinen Begleitern auf deren Fragen. Die Grabschätze Tutanchamuns sind seither weltweit bekannt. Doch jetzt könnten Hamburger bald auf Carters Spuren das legendäre Grab erkunden: Eine Ausstellung, für die erstmals die Grabkammern und ihre Inhalte nachgebaut wurden, wurde vergangenes Wochenende in Zürich eröffnet. Und soll, wenn es nach den Initiatoren geht, bald nach Hamburg kommen.

In der Hansestadt fing alles an. Hier ließ sich der Unternehmer Paul Heinen, bis dahin im Kino- und Gastronomiewesen umtriebig, von der Idee des deutschen Emigranten Wulf Kohl anstecken. Der Grafikdesigner lebt seit Jahrzehnten in Kairo, brachte unter anderem die Gelben Seiten für Ägypten heraus - und war schon lange fest davon überzeugt, dass sich die Reproduktion des Grabschatzes für eine große Ausstellung eignen würde. "Die ersten Nachbauten, die Wulf Kohl in Ägypten anfertigen ließ, waren hervorragend", sagt Heinen. Anfang 2006 trat er damit in Hamburg an Investoren heran. Geplant war ursprünglich eine Dauerausstellung in der Speicherstadt. Doch es ließ sich bisher kein geeigneter, bezahlbarer Ausstellungsort finden. 4000 Quadratmeter Fläche nimmt die aktuelle Ausstellung "Tutanchamun - Das Grab und die Schätze" in Zürich in einer ehemaligen Fabrikhalle einer Molkerei im Toni-Areal ein. "3000 Quadratmeter würden aber auch gehen", sagt Dieter Semmelmann. Der Konzertveranstalter zeichnet als Produzent für die Ausstellung verantwortlich. "Wir suchen jetzt weiter nach einem Standort in Deutschland. Hamburg wäre immer noch unser Traum. Aber wir sind auch mit München im Gespräch", sagt er. Des Weiteren haben bereits Lissabon und Prag die Ausstellung angefragt. Aber warum soll man in eine Ausstellung voller Repliken gehen, wo doch die Originale im Ägyptischen Museum in Kairo oder auch immer einmal wieder in Ausstellungen in Europa (wie 1981 in Hamburg, als damals 600 000 Besucher kamen) zu bewundern sind? Es sind das Entdecker-Erlebnis und das Begreifen der Dimensionen, die die Ausstellung von einer Glasvitrinen-Präsentation in einem Museum unterscheiden.

Das erwartet den Besucher: Den Anfang macht ein zehnminütiger Film, der zurückführt in die Jugend Carters und der mit nachgestellten Szenen und Originalaufnahmen den Eindruck vermittelt, dass man an der Seite des Autodidakten die Entdeckung des Grabes begleitet. Auf dem Spannungshöhepunkt, als Carter das 3300 Jahre alte Grab öffnet und einen ersten Blick hineinwirft, endet der Film - und die Besucher werden in das nachgebaute Grab entlassen. Die voll gestellte Vorkammer mit goldenen Betten, Vorratsgefäßen und den beiden die Sargkammer bewachenden Wächterstatuen lässt einen ähnlich innehalten wie Carter damals. Um die Dimension der sich anschließenden Sargkammer besser zu begreifen, sind die eigentlich ineinander verschachtelten vier goldenen Schreine auf zwölf Metern nacheinander aufgebaut. Ein atemberaubender Anblick. Schließlich geben die Särge und auch die kunstvollen Statuen, Truhen, Modellschiffe und Schmuckgegenstände aus der Schatzkammer einen eindrucksvollen Überblick über die damalige Zeit, als Tutanchamun als König der 18. Dynastie von 1332-1323 v. Chr. regierte (und nur18-jährig starb).

Die mehr als 1000 Ausstellungsstücke wurden drei Jahre lang in fünf Werkstätten in Ägypten nachgebaut, bevor sie von Alexandria nach Hamburg verschifft und nun in Zürich ausgestellt wurden. "Wir wollen eine Geschichte erzählen, die auch Nichtmuseumsgänger anlockt", sagt Semmelmann. "Unser Anspruch ist es, ein faszinierendes Thema so aufzubereiten, wie es heute modern ist." Dazu gehört, dass die meisten Gegenstände angefasst werden dürfen und es einen Audio-Guide auch für Kinder gibt. Und auch wenn Kritiker schnell mit dem Wort "Disneyland" bei der Hand sind, bescheinigen Experten wie der Ägyptologe Martin von Falck den Repliken eine "hervorragende Qualität".

Drei bis sechs Monate sollte die fünf Millionen Euro teure Ausstellung an einem Standort bleiben, so der Plan; in Zürich erhoffen sich die Verantwortlichen bis Ende Juni 200 000 Besucher. Und auch wenn aktuell noch eine Anfrage aus Asien kam, bleibt Hamburg fest im Blick. Gespräche über einen Standort in der Speicherstadt laufen.