Beschädigte Schienenschwellen werden ausgetauscht. Die Fahrzeit verlängert sich um 30 Minuten.

Sie gilt als Paradestrecke der Bahn: Die 90-minütige Schnellverbindung zwischen Hamburg und Berlin nutzen täglich mehr als 10 000 Fahrgäste. Doch von März bis Juni 2009 muss die 290 Kilometer lange Strecke, die erst im Dezember 2004 eröffnet worden war, für den Fernverkehr komplett gesperrt werden. Der Grund: Auf vier Abschnitten müssen insgesamt mehrere Zehntausend beschädigte Betonschwellen ausgetauscht werden.

ICE-Züge werden während der dreimonatigen Sperrung über Uelzen und Stendal umgeleitet, die Fahrzeit verlängert sich dadurch laut Bahn um 30 Minuten. Reisende im Nahverkehr müssen vom Regionalexpress auf Busse umsteigen. Bahnsprecher Martin Walden: "Die Bahn ist selbst in der Opferrolle, wurde mit mangelhaftem Material beliefert."

Denn die Schienenschwellen, die im Abstand von 60 Zentimetern im Gleisbett der Trasse liegen, seien offenbar bereits schadhaft gewesen, als die Bahn sie Mitte der 90er-Jahre von einem inzwischen geschlossenen Betonwerk in Mecklenburg-Vorpommern gekauft hatte. Entdeckt wurde der Mangel 2004, kurz nach der Verlegung der Schwellen. Nun hätten Experten festgestellt, dass sich die Risse im Beton schneller vergrößert hätten als damals erwartet. Ein Sicherheitsrisiko gebe es nicht, heißt es bei der Bahn. Der Austausch der Schwellen, der mit der normalen Instandhaltung der Trasse erfolgt, kostet dem Vernehmen nach einen einstelligen Millionenbetrag.

Bei Bahnexperten gilt eine Vollsperrung im Vergleich mit einer zeitlich gestaffelten Sanierung als "kleineres Übel". Karl-Peter Naumann vom Verbraucherverein Pro Bahn: "Es ist kundenfreundlicher, als wenn zwei Jahre lang an einer Baustelle herumgedoktert wird. Da kommt es erfahrungsgemäß oft zu Verspätungen." Der Fall zeige, dass der Ausbau der Strecke, auf der die Züge bis zu 230 km/h erreichen, nicht gründlich genug umgesetzt worden sei. "Das hängt mit den Transrapid-Plänen zusammen", so Naumann. Zwischen 1992 und 1997 war die Strecke zwischen der Hansestadt und der Hauptstadt für zwei Milliarden Euro erneuert und für Tempo 160 ausgelegt worden, weil der Transrapid geplant war. Als die Bundesregierung 2000 das Aus für die Magnetschwebebahn verkündete, wurde die Strecke erneut ausgebaut. "Aber die alten Schwellen blieben liegen", sagt Naumann. Jetzt müsse die Bahn ihre Kunden weiterhin umgehend und kompetent informieren.