Im Senat könnte das große Stühlerücken beginnen. Fest im Sattel sitzen nur Michael Freytag, Axel Gedaschko und Karin von Welck.

Vor der Wahl war es eines der großen Tabuthemen, aber jetzt geht es los - das Stühlerücken im Senat. Wer verliert seinen Posten, wer wird ersetzt? Bürgermeister Ole von Beust (CDU) wird jetzt daran gehen, "Wackelkandidaten" aus der Vorwahlzeit zu ersetzen. Dabei soll es zum einen den lange angekündigten Generationswechsel geben, zum anderen hat von Beust die Möglichkeit, verschiedene Positionen bei anstehenden Koalitionsverhandlungen ins Spiel zu bringen - wenn diese Posten zuvor "geräumt" wurden. Bislang war offiziell nur bekannt, dass Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) dem neuen Senat nicht mehr angehören würde - jetzt kommen immer mehr Namen dazu.

In der CDU ist es ein offenes Geheimnis, dass Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram nach sieben Jahren im Senat ihren Platz für einen Jüngeren freimachen will. Die in der Partei fest verankerte Politikerin hat mit Staatsrat Dietrich Wersich (CDU) einen qualifizierten möglichen Nachfolger im eigenen Haus, allerdings ist ihre Behörde bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen sicher auch "Verhandlungsmasse". Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) ist ebenfalls auf der Abschussliste. Ihre Fachkompetenz wird zwar auch vom Bürgermeister nicht in Zweifel gezogen, aber ihre unabgesprochenen Vorstöße wie zuletzt zum Sonnabend-Unterricht haben ihn so verärgert, dass ein Austausch als ausgemacht gilt.

Von den Parteilosen im Senat ist Wissenschaftssenator Jörg Dräger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einer der Ersten, der seinen Hut nehmen muss, egal, zu welcher Koalition es kommt. Ein tiefer Fall, denn noch vor knapp einem Jahr war Dräger als neuer Supersenator gehandelt worden. Damals hatte Beust den Plan öffentlich gemacht, dass der Unternehmensberater nach der Wahl auch für Zukunftstechnologien zuständig sein sollte, die bislang in der Wirtschaftsbehörde angesiedelt waren. Dräger sollte Hamburg so zu einer "Talentstadt" machen. Doch dann kam Dräger die Debatte um die Unterfinanzierung der Universität in die Quere, die seine Ankündigungen, Hamburg in eine Hochburg für junge Nachwuchskräfte umwandeln zu wollen, konterkarierte. In der CDU ist er unbeliebt, eine Auftragsvergabe an seinen Ex-Arbeitgeber Roland Berger sorgte auch in Senatskreisen für Kopfschütteln. Die Wirtschaftsbehörde wehrte sich zudem erfolgreich gegen die Beschneidung ihrer Kompetenzen.

Federn lassen musste auch Justizsenator Carsten Lüdemann, der aber auf Rückhalt in Fraktion und Partei hoffen kann. Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) gilt auch deshalb als sakrosankt, weil sie sich aus politischen Krisen weitgehend heraushalten konnte. Hinzu kommt, dass die anderen Parteien keine überzeugenden Alternativen bieten können. Die könnte allerdings "von außen" kommen.