Feuerrot, mit großer Klappe und frechen Sprüchen bringen sie die Menschen zum Schmunzeln - die “sprechenden“ Mülleimer und Papierkörbe der Stadtreinigung.
Feuerrot, mit großer Klappe und frechen Sprüchen bringen sie die Menschen zum Schmunzeln - die "sprechenden" Mülleimer und Papierkörbe der Stadtreinigung. Im Zuge der seit Mai 2006 laufenden Kampagne "Wir geben Hamburg einen Korb" werden in diesen Tagen die letzten der 9000 Müllbehältnisse von Mausgrau in Signalrot umgestrichen und mit Sprechblasen beklebt.
Zum Reden gebracht wurden die "Roten" von den Mitarbeitern der Hamburger Werbeagentur MKK. Sie ließen einen Mülleimer am Gänsemarkt das vor ihm stehende Lessing-Denkmal fragen "Was denkst du?", vor einer Kiez-Disco gab ein anderer den Hinweis "Nur hier: was einwerfen ohne Nebenwirkungen". Mit "Ich bin eine Dreck-Queen", "Ich will keine Schokolade - ich will lieber das Papier" oder "Ich bin der Cleansmann" nahmen die Papierkörbe Anteil an Christopher Street Day, Schlagermove und Fußball-Weltmeisterschaft.
"Normalerweise wird Werbung auf Plakaten oder im Kino gemacht", sagt MKK-Chef Ulli Müller (52). Mit seinem Konzept, Papierkörbe mit Sprüchen zu bekleben, gewann er 2005 einen von der Stadtreinigung ausgerufenen Ideen-Wettbewerb. "Durch die Kampagne sollten die Hamburger provokant und unterhaltsam zu mehr Sauberkeit aufgefordert werden", sagt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung. "Dieses Ziel ist erreicht - wir haben viel weniger Beschwerden über herumliegenden Müll als früher."
Erfolgreich war die Kampagne nicht nur für die Stadtreinigung, sondern auch für MKK - die Agentur wurde vom Jahrbuch der Werbung 2006 als Branchensieger ausgezeichnet. Und: Eine Professorin machte die Papierkorb-Sprüche an der Hamburger Uni zum Gegenstand einer sprachwissenschaftlichen Vorlesung. "Die größte Auszeichnung ist für uns aber die Resonanz bei den Hamburgern - sei es durch Briefe oder persönliche Ansprache", sagt Ulli Müller. Trotz des großen Erfolges sind die Tage der sprechenden Mülleimer gezählt. "Für dieses Jahr haben wir noch genug Sprüche auf Lager", so Fiedler. "Im nächsten Jahr ist dann eine andere Kampagne dran." Wer sich seinen Lieblingsspruch für die Mülltonne zu Hause bestellen möchte, kann das im Internet unter www.srhh.de tun. Fiedler hofft, dass auch die vielen Sprücheklauer, die immer wieder Aufkleber von den Mülleimern abziehen, von diesem Angebot Gebrauch machen werden.
Während die flotten Sprüche gut ankommen, stößt die Farbe der Mülleimer nicht überall auf Gegenliebe. In bestimmten Einkaufsstraßen wie dem Sachsentor in Bergedorf oder auf dem Jungfernstieg haben sich die Geschäftsleute für das Aufstellen von Müllbehältern in der herkömmlichen grauen Tarnfarbe entschieden.