Chronologie. Es begann mit Schreien in einem Wald und dem Mann mit dem Messer.

Erstickte Schreie aus einem Gebüsch. Ein junger Mann, in der Hand ein Messer. Und ein vermisstes Mädchen - sein Schulweg führt durch das Waldstück, aus dem die Schreie kamen. Fiel Inna Ivanova (12) aus Schnelsen einem Verbrecher zum Opfer? Die Polizei fahndet seit Mittwochabend nach dem vermissten Kind und dem mysteriösen Messermann. Bis Redaktionsschluss gab es keine heiße Spur. Die Chronologie. Mittwoch, 17.40 Uhr, ein Waldstück hinter Gut Wendlohe zwischen der Oldesloer Straße und dem Kollauwanderweg. Drei Schülerinnen (10, 11 und 11 Jahre) reiten durch den Wald. Auf einer Lichtung steigen sie ab. Plötzlich hören sie die Schreie eines Kindes aus einem Gebüsch. Reiterin Anja K. (11, Name geändert): "Zwei Minuten später sprang ein großer Mann aus der Böschung. Er versteckte ein Messer hinter dem Rücken, ich sah die Spitze der Klinge." Der etwa 20 Jahre alte Mann läuft mit dem Messer in der Hand auf die Mädchen zu. Dabei fällt Anja auf, dass er humpelt. Der Mann hat einen dunklen Teint und kurze schwarze Locken. Die Mädchen springen auf die Pferde, galoppieren zurück zum Reiterhof und alarmieren die Polizei. 18 Uhr. Die Polizei startet eine Fahndung nach dem Messermann. Beamte durchsuchen das Waldstück - keine Spur. 23 Uhr. Polizeikommissariat Niendorf. Jürgen (42) und Heidi (47) Weltz melden ihre Pflegetochter Inna als vermisst. Das Mädchen ist schon mehrmals ausgerissen, zuletzt vor wenigen Wochen. Bislang ist sie nach zwei bis vier Tagen immer wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt. Als die Polizei hört, dass das bewusste Waldstück in der Mitte zwischen der Schule des Mädchens und der Wohnung der Pflegeeltern liegt, wird die Fahndung verstärkt: 200 Beamte, Hubschrauber, Spürhunde. Doch sie finden nichts. Die Polizei rekonstruiert: Am Mittwoch gegen 14 Uhr verlässt Inna ihre Schule an der Paul-Sorge-Straße. Ob sie sich tatsächlich auf den Heimweg macht, ist unklar. Eine andere Freundin sagt aus, dass Inna sich seltsam verabschiedet habe - so, als wolle sie wieder ausreißen. Den Pflegeeltern fällt auf, dass Inna ihr Handy zu Hause hat liegen lassen - so, wie früher auch, wenn sie ausriss. Am späteren Nachmittag hinterlässt Inna eine Nachricht bei ihrer leiblichen Mutter. Sie spricht auf die Mailbox: "Mach dir keine Sorgen, Mami, mir geht es gut." Den ganzen Donnerstag überprüft die Polizei alle Anlaufadressen des Mädchen. Freunde, Bekannte, Orte, an denen sie übernachtet hat. Doch das Mädchen scheint wie vom Erdboden verschluckt. Eine Polizeisprecherin: "Wir können leider nicht ausschließen, dass Inna einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist."