Ansichtssache

Die Umstellung der Studienstruktur auf Bachelor- und Masterabschlüsse, wie sie im Rahmen des Bologna-Prozesses zwischen den europäischen Staaten vereinbart wurde, ist ein wichtiges Reformprojekt. Aber alle Beteiligten müssen aufpassen, dass die Akzeptanz für diese Reform nicht verloren geht. Und die Situation an vielen deutschen Hochschulen, auch an der Universität Hamburg, gibt durchaus Anlass zur Sorge.

Wenn jedoch der erhöhte Betreuungsaufwand im Bachelorstudium dazu führt, dass Studienanfängerplätze abgebaut werden, widerspricht dies allen wissenschaftspolitischen Zielen. Ebenso wenig akzeptabel ist es, wenn die Betreuung in den Studiengängen, die noch nicht auf die neue Studienstruktur umgestellt sind, verschlechtert wird.

Auch darf die Umstellung auf die gestufte Studienstruktur nicht zu einer Nivellierung der Fächervielfalt führen. Dass in der größten norddeutschen Metropole nun die Skandinavistik abgeschafft werden soll, kann nicht einfach als Kollateralschaden des Bologna-Prozesses abgetan werden, sondern ist Sparen am falschen Ort.

Wenn, wie es sich jetzt abzeichnet, nur knapp 30 Prozent der Bachelor-Absolventen der Universität Hamburg zum Masterstudium zugelassen werden können, dann fürchtet die Universität zu Recht um ihr wissenschaftliches Niveau. Unsere Stadt hat nicht nur einen Ruf als Wissenschaftsmetropole, sondern vor allem viele Talente zu verlieren. Wie es dem Senat so gelingen soll, nicht nur junge, kreative und hoch motivierte Menschen in Hamburg zu halten, sondern auch die besten Köpfe in die Stadt zu locken, bleibt rätselhaft. Wenn das Projekt "Talentstadt Hamburg" nicht nur eine Worthülse für den kommenden Wahlkampf sein soll, muss in Zukunft eine ausreichende Anzahl an qualitativ hochwertigen Masterstudiengängen bereitgestellt werden.

Der Bologna-Prozess, der für die internationale Mobilität von Studierenden und wissenschaftlichem Personal so wichtig ist, darf nicht an den Umsetzungsproblemen an den Hochschulen scheitern. Hier sind nach der Föderalismusreform die Länder in der Pflicht. Auch der Hamburger Senat hat dies so gewollt.

Die Hamburger Hochschulen können also zu Recht zusätzliche Anstrengungen erwarten, damit die Umstellung auf die gestufte Studienstruktur nicht zum Rohrkrepierer wird und Widerstand bei Studierenden und Lehrenden hervorruft.

Aber die Hamburger Hochschulen wissen noch nicht einmal, wann und wie sie Geld bekommen, wenn sie neue Studienanfängerplätze schaffen. Hamburg bekommt zwar nun Geld für den Erhalt seiner Studienplätze. Im Gegensatz zu den anderen Ländern wird Hamburg aber erst nach 2010 im Rahmen des soeben von Bund und Ländern geschlossenen Hochschulpaktes zusätzliche Studienplätze finanziell geltend machen können. Auch wenn Hamburg hier offensichtlich von den anderen Ländern über den Tisch gezogen wurde, brauchen die Hamburger Hochschulen Planungssicherheit. Der Senat sollte zusätzliche Anfängerplätze daher jetzt vorfinanzieren.