Omid A. F. könnte Banker sein: Ein Mann mit ordentlichem Kurzhaarschnitt, er trägt zu seinem Prozess ein feines Oberhemd, einen edlen Nadelstreifenanzug.

Omid A. F. könnte Banker sein: Ein Mann mit ordentlichem Kurzhaarschnitt, er trägt zu seinem Prozess ein feines Oberhemd, einen edlen Nadelstreifenanzug. Doch der 30-Jährige, unter dessen Tuch sich Muskeln wölben, verdiente sein Geld einst mit Frauen, die für ihn anschafften. Der verurteilte Zuhälter hat nun neuen Ärger - es geht um eine spektakuläre Schießerei im Eros-Laufhaus auf der Reeperbahn, am 18. Februar dieses Jahres.

Versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz, lautet die Anklage gegen Omid A.F. Die Verlesung hört sich an wie eine Szene aus einem Krimi: Um 5.43 Uhr soll er im Eingang des Bordells seine Pistole Browning, Kaliber neun Millimeter, gezogen und auf Frank W. (42) geschossen haben, ein mutmaßliches Mitglied der berüchtigten Rockergruppierung "Hells Angels". Fünf Schüsse, in kurzer Folge. Frank W. erlitt einen Durchschuss im rechten Unterschenkel.

Er sei mit Freunden unterwegs gewesen, habe zuvor gefeiert, sagt der Angeklagte. Und stellt gleich klar: "Ich wollte ihn verletzen, aber nicht töten", formuliert Omid A. F. höflich. Er lässt auch seinen Anwalt sprechen, der eine schriftliche Erklärung für seinen Mandanten verliest. Danach ist der Angeklagte geständig, habe aber irrig angenommen, dass er sich in einer Notwehrsituation befand. Er und das Opfer kannten sich aus Kiez-Etablissements. "Ich war über ihn richtig wütend, weil er mich beleidigt und gedemütigt hatte", heißt es in der Erklärung, und Omid A.F. bestätigt dies. Er habe mit einem unmittelbar bevorstehenden Angriff gerechnet und Angst davor gehabt. "Ich muss mich doch nicht erschießen lassen . . .", grummelt der Angeklagte, "und so schoss ich auf seine Beine"- nur, um sich zu verteidigen. Denn: Frank W. sei ein "durchsetzungsfreudiger, starker Kämpfer".

Eine Zeugin (20), die damals gerade einen Kiezbummel machte, schildert folgende Situation: Danach habe sich der Angeklagte vor dem Puff mit mehreren Leuten unterhalten, telefoniert - und sei aufgeregt in das Eros-Laufhaus gegangen. Kurz darauf habe sie einen Knall gehört, Schüsse, sagt die Auszubildende.

Die Mutter des Angeklagten, die bei den Zuschauern sitzt, weint, die Freundin von Omid A. F. lächelt ihm am Ende der Verhandlung selig zu. Dann wird er abgeführt , in Handschellen in die Untersuchungshaft.

Am 20. Juni 2007 soll das Opfer, Frank W., aussagen. Möglicherweise könnte er schweigen. Das wäre nur dann sein gutes Recht, wenn er bei wahrheitsgemäßer Aussage Gefahr liefe, sich selbst strafbar zu machen.