Hamburg persönlich

Empfänge im Rathaus können schon mal turbulent sein. Insbesondere dann, wenn gekrönte Staatsoberhäupter, ranghohe Politiker oder gar Weltstars zu Gast an der Alster sind. Doch so ausgelassen fröhlich war wohl selten eine Veranstaltung im Bürgermeistersaal, in den gestern Mittag Ole von Beust geladen hatte. Anlass: Deutschlands älteste aktive Pressefotografin, die Hamburgerin Erika Krauß, wurde anlässlich ihres 90. Geburtstags mit einem Empfang geehrt. Rund 50 Weggefährten, Freunde und mindestens ebenso viele Kollegen der Hamburger Grande Dame der Fotografie waren mit dicken Rosensträußen (Erikas Lieblingsblumen) zum Gratulieren gekommen.

Die kleine Lady, wie immer mit großem Hut und in ihrer Lieblingsfarbe Schwarz gekleidet, war umringt wie ein Popstar, konnte den Wirbel um sie herum kaum fassen.

"Erika, dieser Empfang ist wie für einen Staatsgast, und wir geben ihn nicht nur wegen deines runden Geburtstags, sondern weil du eine Institution und uns allen sehr ans Herz gewachsen bist. Dich muss man einfach gerne haben", sagte Ole von Beust (CDU) und erinnerte an Pressetermine im Rathaus, bei denen sich Erika Krauß resolut, mit spitzen Ellbogen gegen jüngere, meist männliche Kollegen zu wehren wusste.

Der Bürgermeister lobte ihre Disziplin, ihren Fleiß und ihr Talent, Menschen auf Fotos zu zeigen, die wie kleine Kunstwerke sind. Fotos von Menschen, denen man ansieht, wie sie fühlen und wer sie sind. "Ihr verschmitzter, hintergründiger Humor hat oft zur Entkrampfung schwieriger Situationen auch für uns Politiker beigetragen", erinnerte von Beust und überreichte der Jubilarin, die längst 30 Exemplare zu ihrer Sammlung zählt, einen schwarzen Samthut als Geschenk. Sichtlich gerührt zeigte Erika Krauß ihr unverkennbares Lächeln, schüttelte dann fleißig Hände der vielen Gratulanten. "Diese Persönlichkeit zu ehren ist mir ein besonderes Anliegen", sagte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos), die einen dicken Strauß roter Rosen mitgebracht hatte. "Ich kenne Erika seit Beginn meiner Arbeit in Hamburg, sie war bei vielen unserer Veranstaltungen ein gern gesehener Gast", so Konzertagent Hans-Werner Funke.

"Erika, dich muss man einfach lieb haben", stimmte Autorin Peggy Parnass zu. Und als alle Gäste ein lautes "Hoch soll sie leben" anstimmten, murmelte ein Ratsdiener. "Das ist ja schöner als bei Königs hier."