Menschlich gesehen
Ihr erster Auftrag im Rathaus sorgte für einen kleinen Eklat. Es war in den 50er-Jahren, als Erika K r a u ß, die gestern im Rathaus zu ihrem 90. Geburtstag von Bürgermeister Ole von Beust mit einem Empfang geehrt wurde, mit einem pinkfarbenen Kleid zum Fototermin erschien. Es folgte eine Beschwerde beim damaligen Chefredakteur der "Hamburger Morgenpost", wo die Fotografin gerade ihren ersten Job in Hamburg angetreten hatte. Seitdem trägt Erika, wie sie von allen genannt wird, immer Schwarz. Die modebewusste, heute älteste aktive Pressefotografin, setzt nun auf auffallenden Schmuck, große Gürtel, schicke Schuhe, elegante Hüte. Jahrelang nähte sie selbst.
Erika Krauß wurde im polnischen Karski geboren, studierte zunächst in Berlin Film und Regie. In der Nachkriegszeit verdiente sie ihr Geld als Fotografin im Bremer Umland, kam 1950 nach Hamburg und dort zur "Morgenpost".
Bei ihren Kollegen ist sie wegen ihrer ehrlichen, resoluten Art beliebt, aber auch, weil sie sonntags die Redaktion stets mit Schokolade versorgt. Aus ihrem Wohnviertel St. Georg fuhr sie früher mit dem Golf zum Rathaus, heute fährt sie mit dem Bus zu den Terminen. Stolz ist Erika Krauß auf ihre sechs Kinder und sechs Enkel. In ihrer Kirchengemeinde St. Jacobi ist sie aktives Mitglied, im Literaturkreis Rosenhof in Ahrensburg hat sie viele Freunde.