Axel Tiedemann über die Entwicklung zu “Latte-Macchiato-Stadtteilen“.
Unbestreitbar haben viele Altbauquartiere Hamburgs einen erfreulichen Wandel vollbracht. Niemand dürfte sich im Ernst das St.Georg von vor 20 Jahren zurückwünschen, als in etlichen Eingängen heruntergekommener Häuser Junkies abhingen. Doch das Elend ist mit der Sanierung nicht verschwunden, sondern nur verdrängt. Genauso, wie mit einiger Zeitverzögerung jetzt auch die günstigen Wohnungen, kleinen Läden oder einfachen Kneipen von teuren Eigentumswohnungen, Sushi-Bars und Szene-Cafes verdrängt werden.
"Latte-Macchiato-Stadtteile" werden St.Georg, Schanze oder Ottensen schon genannt. Schade eigentlich. Denn der bunte Mix macht diese Stadtteile erst aus. Ganz abgesehen davon, dass es nicht angehen kann, dass Familien und Geringverdiener praktisch hinausgescheucht werden aus dem Zentrum. Die Stadt muss da gegensteuern: beispielsweise auch mit Neubauflächen in der Stadt wie bald am Bahnhof Altona. Die Flächen sollten dort aber nicht nach dem Höchstgebotverfahren vergeben werden. Denn sonst schafft man wieder nur ein Refugium für eine Klientel. Die HafenCity ist da warnendes Beispiel.