Jugendliche ausländischer Herkunft bekommen nur selten einen Ausbildungsplatz. Mit zusätzlichem Unterricht und Berufspraktika sollen sie an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.

Das geregelte Leben dauert bis zur neunten Klasse. Was danach kommt, ist für die meisten Hauptschüler ungewiss. Bis auf die Absagen auf Bewerbungen, die kommen leider viel zu oft. An der Schule Slomanstieg auf der Veddel will man das jetzt ändern: In einem gemeinsamen Modellprojekt mit der Wirtschaft sollen die Hauptschüler mit Unterricht und Praktika fit für den Ausbildungsmarkt gemacht werden.

Gerade einmal 15 Prozent der Slomanstieg-Schüler schaffen es bisher nach ihrem Hauptschulabschluss in eine betriebliche Ausbildung. "Die Schüler sind zu einem großen Teil einfach noch nicht reif für die Berufswelt", sagt Schulleiterin Hiltrud Kneuer. Um das zu ändern, hat sich die Schule mit denen zusammengetan, die für die Zukunft der Hauptschüler verantwortlich sind: die Unternehmen der Wirtschaft. Gemeinsam haben sie das in der Bundesrepublik einmalige Projekt 9-Plus gestartet. Das Prinzip: Auch nach dem Abschluss werden die Schüler weiter in der Schule betreut.

Zwölf Stunden pro Woche, verteilt auf zwei Tage, haben sie weiterhin Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch sowie Bewerbungstraining. Bei Lehrern, die ihnen vertraut sind, und in ihrem gewohnten Klassenverband. An den anderen Tagen, insgesamt 26 Stunden, machen die Schüler Praktika in Betrieben, die ihnen über die Schule und die Koordinierungsstelle Ausbildung der Arbeitsstiftung Hamburg vermittelt werden. Jeweils ein Jahr läuft das Projekt, bei dem auch die Eltern verstärkt eingebunden werden. Das gemeinsame Ziel ist klar: die Jugendlichen in die betriebliche Ausbildung zu bringen.

"An unserer Schule sind 90 Prozent aller Schüler ausländischer Herkunft", sagt Hiltrud Kneuer. Viele hätten nur wenig Ahnung vom Ausbildungssystem, wüssten nicht, wie und wo sie sich bewerben sollen. Die Eltern seien oft nicht in der Lage, Unterstützung zu geben. Meist würden die Jugendlichen in geförderte Maßnahmen rutschen, die am Ende nicht in einem Ausbildungsplatz münden und keine Perspektive bieten. "Es bleibt bei den Lehrern, die Schüler an die Hand zu nehmen", sagt Kneuer.

Elf der 18 Schüler, die im Sommer ihren Hauptschulabschluss gemacht haben, nehmen an dem Projekt 9-Plus teil. Acht von ihnen haben bereits eine einjährige Praktikumsstelle, als Einzelhandeslakauffrau, Pflegeassistentin, Verfahrensmechaniker oder Steinmetz - mit guten Aussichten auf eine weiterführende Ausbildung.

Um das zu ermöglichen, hat sich die Schule Slomanstieg nicht nur auf die Unterstützung der Schulbehörde verlassen, die die entsprechenden Lehrerstunden bewilligt hat, sondern auch eigenständig einen Förderverein gegründet. Privatpersonen, aber vor allem Unternehmen, können Mitglied werden, um den Schülern den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Zum einen finanziell, um beispielsweise kleine Betriebe beim Ausbildungsgehalt zu unterstützen. Zum anderen mit ihrem Wissen, Kontakten und Möglichkeiten, selbst Praktikumsplätze zur Verfügung stellen.

"Unser Plan ist es, ein Netzwerk zwischen der Schule und Betrieben aufzubauen", so Henning Michaelsen, Vorsitzender des Fördervereins und Justiziar bei der Norddeutschen Affinerie, die bereits Mitglied ist. Zwei der ehemaligen Hauptschüler haben dort einen Praktikumsplatz.

Michaelsen ist sicher, dass das Projekt 9-Plus Schule machen wird. "Privatinitiative wird immer wichtiger", sagt er. Die Schule Slomanstieg hat das bereits erkannt. Für die Hauptschulabsolventen kommt diese Einsicht genau zum richtigen Zeitpunkt.