Jetzt fahndet die Polizei nach Hamburgs Ex-Innensenator Ronald Schill. Der 48-Jährige soll als Zeuge vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum geschlossenen Heim Feuerbergstraße aussagen. Seit mehr als einem halben Jahr soll ihm eine Vorladung zugestellt werden. Doch Schill lebt seit Monaten im brasilianischen Rio de Janeiro, hat keine genaue Adresse hinterlassen. Er macht keine Anstalten, demnächst nach Deutschland zurückzukehren, obwohl er durch seinen Anwalt weiß, dass nach ihm gesucht wird.
Doch die Fahndung nach dem früheren Innensenator bedeutet nicht, dass er jetzt mit einer Festnahme rechnen muss. Es liege kein Haftbefehl gegen ihn vor, stellte eine Sprecherin des Landeskriminalamts klar. Im Polizeicomputer ist Schill mit einer Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Das heißt: Wenn Schill bei einem Grenzübertritt überprüft wird, taucht die Aufenthaltsermittlung im Polizeicomputer auf. Schill würde dann von den Beamten darauf hingewiesen, dass er in Hamburg aussagen soll. Zu diesem Schritt hatte der PUA die Polizei aufgefordert, nachdem die Sozialdemokraten einen entsprechenden Antrag gestellt hatten.
Der PUA will aufklären, ob im geschlossenen Heim Feuerbergstraße Minderjährige rechtswidrig mit Psychopharmaka betäubt und ihrer Freiheit beraubt wurden. Schill sei dazu "ein Kernzeuge", so der SPD-PUA-Obmann Thomas Böwer. "Wir werden alle rechtsstaatlichen Mittel ausreizen, um seiner habhaft zu werden."