Josef Walter F. beschmierte Hauswände, zerkratzte mit einer Nagelfeile Telefonzellen und Automaten.
Erst vor einem Monat war er aus dem Gefängnis entlassen worden - jetzt hat die Polizei Hamburgs berüchtigsten Sprayer "Oz" schon wieder festgenommen. Auch diesmal ertappten die Beamten des Sachgebiets Grafitti den mittlerweile 56 Jahre alten Mann auf frischer Tat. Sie erwischten Josef Walter F., als er am U-Bahnhof Dehnhaide mit einer Nagelfeile "Tags" (Zeichen) auf Zigarettenautomaten, Telefonzellen und Stromverteilerkästen kratzte.
Die Polizisten nahmen "Oz" sofort fest. Da stellte sich heraus, dass er kurz vorher bereits vier Glasscheiben des Aufzugs am U-Bahnhof zerkratzt und zudem eine Hauswand mit einem Edding-Stift beschmiert hatte. Sachschaden: wieder einmal mehrere Tausend Euro.
Seit Jahren wird "Oz" im ganzen Stadtgebiet immer wieder beim Graffiti-Schmieren erwischt, wird vor Gericht veurteilt, muss Haftstrafen absitzen. Kaum ist er auf freiem Fuß, schlägt er wieder zu. Wie viele Schmierereien er seit seiner letzten Haftentlassung zu verantworten hat, ist unklar.
Begonnen hat Josef Walter F. seine "Karriere" bereits Anfang der 90er Jahre. Damals waren es noch "Smileys", grinsende Gesichter, die er überall in Hamburg sprühte. Im Januar 1993 wurde der Ex-Gärtnerlehrling, der einst durch die Welt trampte, dafür zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Zwischen Mai 1991 und März 1992 war er mehrfach beim Sprayen erwischt worden. Als Begründung sagte der damals 43-jährige, er habe "die Stadt fröhlicher machen" wollen. Zu dem Zeitpunkt war der notorische Wiederholungstäter zu einer einjährigen Bewährungsstrafe in Flensburg verurteilt worden. Der Sachschaden betrug damals bereits mehrere Hunderttausend Mark.
Weiter ging es dann 1997, als F., der damals schon mehr als 120 000 "Tags" in der Hansestadt verteilt hatte, wieder vor dem Hamburger Langericht stand. Versuche, dem Täter ins Gewissen zu reden, halfen nichts. Der Vorsitzende Richter fragte ihn, ob er sich als Künstler sehe. Der Sprayer antwortete: "Nein, leider ein Schmierfink. Ich versuche ein Künstler zu sein, aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." Trotz dieser eigenen Einsicht könne er nicht mit den Schmierereien aufhören, denn "dann würde ich meine Seele verkaufen", so F. Er wurde zu einem Jahr Haft, 1998 zu zwei weiteren Jahren verurteilt.
"Oz" beschäftigte die Justiz in der Hansestadt aber auch in den folgenden Jahren, Sprühen und Verurteilungen wechselten sich ab. 2000 wurde der Sozialhilfeempfänger wegen neuer Schmierereien und dem Diebstahl von Sprühdosen zu zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. 2002 wurde er auf frischer Tat ertappt, da war er gerade aus der Haft entlassen worden. Nur ein Jahr später erwischten ihn Mitarbeiter der U-Bahn-Wache, als er die Fahrstühle der U-Bahn-Station Gänsemarkt "bearbeitete". 2004 und 2005 folgten weitere Verhaftungen und Verurteilungen - teilweise wegen älterer Vergehen. Am 23. Oktober 2006 wurde er aus dem Gefängnis entlassen - und dorthin wird er jetzt wohl wieder zurückkehren.