Kinder sind die größten Verlierer der Hartz-IV-Reform. Dies machte der Paritätische Wohlfahrtsverband auf der Fachtagung "Kinder und Hartz IV" kürzlich in Hamburg deutlich. Einige Auszüge: Der Paritätische Wohlfahrtsverband veröffentlichte bereits im Herbst 2005 eine Studie, nach der jedes fünfte Kind in Hamburg in Armut lebt (20,4 Prozent). Innerhalb der vergangenen sechs Monate verschlechterte sich die Situation noch: Die Zahl der in Hamburg von Sozialgeld lebenden Kinder unter 15 Jahren wuchs um über 3000 auf 49 800. Das entspricht 21,9 Prozent. Dr. Wolfgang Hammer, Abteilungsleiter Kinder- und Jugendhilfe der Behörde für Soziales und Familie, sprach sogar von über 51 000 Kindern. Wulf Rauer vom Hamburger Kinderschutzbund: "Nirgends in der OECD ist der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und den Bildungschancen so groß wie in Deutschland". Dabei sei Deutschland eines der reichsten Länder der Welt. "Diese Kinder sind nicht nur in ihrer materiellen Situation benachteiligt", bestätigt die Sozialwissenschaftlerin Ursel Becher, "sondern erleben auch eine Benachteiligung in vielen Bereichen ihres Lebens". Sie leiden häufiger unter gesundheitlichen Problemen und haben schlechtere Bildungschancen. "Armut an sich löst keinen Automatismus aus, der bestimmte Probleme hervorruft", so Dr. Wolfgang Hammer, "aber dauerhafte Armut macht es wahrscheinlicher, daß man benachteiligt wird". Er sprach sich für den Ausbau der sozialen Infrastruktur aus: z. B. mehr Treffpunktmöglichkeiten für Kinder in der Nachbarschaft, ein verbessertes Essensangebot sowie dafür, individuelle Hilfen effektiver anzubieten. Schließlich sei der Zugang zu belasteten Familien kaum vorhanden.
Die Referenten der Fachtagung waren sich einig, daß in der Bildung angesetzt werden müßte, um der Armut in der Hansestadt begegnen zu können. Sie sprachen sich dafür aus, den "Grundstein bei den ganz Kleinen" zu legen. "Wir dürfen nicht zuschauen", so Marita Block, Jugendhilfe-Referentin beim Paritätischen Hamburg, "wie die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird und immer mehr Kinder vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden."
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