Gestern erwischte die Streikwelle auch die Hamburgische Staatsoper. Nach Angaben von Ver.di legten am Mittag mehr als 50 Beschäftigte die Arbeit für den Rest des Tages nieder. Sie kamen vorwiegend aus den Bereichen Technik und Verwaltung, einige auch vom Orchester. Die Oper "Simon Boccanegra" von Verdi wurde am Abend trotzdem aufgeführt, wenn auch ohne Wechsel des Bühnenbildes. Bei einem Ausfall der Vorführung hätte das für die Staatsoper einen Einnahmeverlust von rund 60 000 Euro bedeutet, so der Geschäftsführende Direktor Detlef Meierjohann.
Erneute Warnstreiks auch in zwei Hamburger Krankenhäusern. In der Asklepios-Klinik Rissen streikten 70 Mitarbeiter, im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) waren es nach Angaben von Ver.di 450 Beschäftigte. Am Rande des Streiks äußerte Dr. Jürgen Sumser, Leiter des Funktionsbereiches Anästhesie im UKE, dem Abendblatt gegenüber Kritik am der Geschäftsleitung. "Wir sind eine Uniklinik mit Maximalleistung in Bereichen wie Lebertransplantation und Versorgung Schwerverletzter", sagt Sumser, der bei Ver.di organisiert ist. Das Personal müsse entsprechend qualifiziert sein. Aufgrund immer schlechterer Arbeitsbedingungen werde der Beruf immer unattraktiver. "Jemand mit hoher Qualifikation unterschreibt keinen auf zwei Jahre befristeten Vertrag."
UKE-Sprecher Mathias Goyen bezeichnete den Krankenhausbetrieb während des dreistündigen Streiks als "entspannt". Patienten seien auf eventuelle Verzögerungen aufmerksam gemacht und Operationen umgelegt worden. Tatsächlich waren die meisten vom Abendblatt befragten Patienten zufrieden und äußerten Verständnis für das streikende Klinikpersonal.
Hennig Asmus (65) hatte am Vortag von der Hautklinik die Information bekommen, seine Operation finde pünktlich um 10 Uhr statt. Obwohl er dann doch eine Stunde warten mußte, blieben er und seine Frau Freda (61) gelassen.