Wahrzeichen: Das historische Kontorhaus steht schon seit 1998 auf der Liste der Unesco.
Es ist ein Gebäude der Extreme. Ein Signal des Aufbruchs. Das Chilehaus, der geschwungene, dramatische Backsteinbau des Architekten Fritz Höger (1877 bis 1949), besticht mit immer neuen Perspektiven. Es ist zu Recht eines der Wahrzeichens Hamburgs - und vielleicht bald auch mehr: Politik und Wirtschaft wollen sich jetzt verstärkt dafür einsetzen, das Kontorhaus am Burchardplatz in der Hamburger Altstadt zum ersten Weltkulturerbe in Hamburg zu machen.
Seit 1998 steht der 1924 fertiggestellte Bau, den der Reeder und Bankier Henry Brarens Sloman (1848 bis 1931) mit Geld aus seinem Salpetergeschäft in Chile in Auftrag gegeben hatte, auf der sogenannten Tentativ-Liste des Weltkulturerbe-Komitees der Unesco. Neben Hamburg befinden sich dort auch Regensburg, Heidelberg und Berlin in Wartestellung um eine Ernennung. "14 deutsche Kandidaten stehen noch zur Entscheidung an, unter denen es keine Rangfolge gibt", sagt Dieter Offenhäußer (52), stellvertretender Generalsekretär und Sprecher der Deutschen Unesco-Kommission.
Die Unesco-Liste des Welterbes besteht aus dem Weltkulturerbe und dem Weltnaturerbe. Insgesamt umfaßt sie 788 Denkmale in 134 Ländern, davon 30 in Deutschland. Die Museumsinseln in Berlin, die Wartburg bei Eisenach und der Kölner Dom gehören bereits dazu. Welche Bedingungen muß das Chilehaus erfüllen, um Kulturerbe zu werden? Zum Beispiel müßte es als "einzigartige künstlerische Leistung" anerkannt werden oder es müßte nachgewiesen werden, daß es "einen beträchtlichen Einfluß auf die Entwicklung der Architektur hatte". So steht es in den Kritierien der Unesco. Offenhäußer: "Hinzu kommt, daß alle Welterbestätten zusammen einen repräsentativen Überblick über die Kultur des Landes geben sollten."
Geht es nach der Deutschen Immobilien Fonds AG (Difa) in Hamburg, der Besitzerin des Chilehauses, sind diese Voraussetzungen erfüllt: "Für uns ist es keine Frage, deshalb sind wir auch aktiv an Gesprächen zu diesem Thema beteiligt", sagt Katalin Berecz-Fischer (42), Referats-Leiterin für Vermietung Nord. "Wir müssen die Nominierung aus der Versenkung holen", macht auch Dr. Maria Hoffacker, Umweltbeauftragte des Verlagshauses Gruner + Jahr, eines der Initiatoren des Projektes "Lebendige Elbe", deutlich. "Deshalb engagieren wir uns für die Ernennung des Chilehauses."
Das gewaltige Kontorhaus mit 30 400 Quadratmetern Gesamtfläche, 2800 Fenstern und fast fünf Millionen verbauten Ziegelsteinen bedeutete einst für Höger den Durchbruch seiner Karriere. Vielleicht verhilft es jetzt Hamburg in den Kultur-Olymp.