In Handschellen wurde Lutz Drach in den Gerichtssaal des Aachener Landgerichts gebracht. Gelassen und selbstbewusst ließ er seinen Blick durch den Zuschauerraum schweifen. Der unscheinbare Mann mit Schnäuzer und brav gezogenem Seitenscheitel soll sechs Millionen Schweizer Franken (3,9 Millionen Euro) aus der Reemtsma-Entführung gewaschen haben. Lutz' Bruder Thomas Drach hatte 1996 für die Freilassung von Jan Philipp Reemtsma umgerechnet 15 Millionen Euro kassiert.

Gestern begann gegen den 43-jährigen Lutz Drach der Prozess wegen Geldwäsche in drei Fällen. Doch anstatt ein neues Kapitel in der Geschichte um die Jagd nach den verschwundenen Reemtsma-Millionen aufzuschlagen, verstrich der erste Tag mit einem Gezerre um Ermittlungsakten. Es ging um 3500 Seiten, die die Staatsanwaltschaft selbst auf Beschluss der Kammer nicht vorlegen wollte.

Es war ein beiläufiger Satz aus der Begründung für dieses Verhalten, der aufmerken ließ: Im Fall Reemtsma werde noch gegen eine Vielzahl von Beschuldigten ermittelt. Dieser Erfolg solle nicht gefährdet werden.

Beim Verlesen der Anklageschrift hatte die Staatsanwältin anklingen lassen, dass zumindest bei der Geldwäsche ein fein geknüpftes Netz von Komplizen agierte. Kidnapper Thomas Drach hatte demnach kurz nach der Entführung seinen jüngeren Bruder Lutz und einen weiteren Komplizen ins Vertrauen gezogen. Sie sollten ihm bei der Geldwäsche helfen. "Als Gegenleistung sollten beide Teile aus dem Lösegeld erhalten, um sich eine neue Existenz aufzubauen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten", sagte die Anklägerin.

Im März 1998 wurde Thomas Drach in Südamerika festgenommen.

Lutz Drach und sein Komplize gerieten ins Visier der Ermittler. Sie setzten sich nach Brasilien ab und sollen von dort aus die Fäden gezogen haben, um das Geld zu "waschen".