Wochenlang hatte sich die Robbe in der Elbe getummelt. Gestern Vormittag gegen 11 Uhr ging sie dem Tierschutzverein ins Netz, besser gesagt in die Wanne. Denn mit Hilfe einer Wanne und einer Decke haben zwei Mitarbeiter des Hamburger Tierschutzvereins das etwa sechs Monate alte und 25 Kilogramm schwere Jungtier aus dem seichten Gewässer bei Övelgönne in Höhe der Elbterrassen gefischt.

Spaziergänger hatten sich beim Tierschutzverein gemeldet, nachdem sich am Tag zuvor bereits sechs Feuerwehrmänner vergeblich bemüht hatten, das Tier zu fangen, so Wolfgang Poggendorf, Chef des Tierheims an der Süderstraße, in das der junge Seehund dann gebracht wurde.

Poggendorf geht davon aus, dass das Tier in der Seehunde-Aufzuchtstation Friedrichskoog groß wurde, eine entsprechende Markierung lege das nahe. Die ärztliche Untersuchung habe ergeben, dass das Jungtier gesund ist. Das Geschlecht konnte allerdings nicht festgestellt werden: "Dazu hätten wir ihn betäuben müssen, und das bedeutet für ein Tier Stress", so Poggendorf.

Einen gesunden Appetit legt "Robbi" jedenfalls an den Tag. Eigens für ihn war ein Kilogramm frische Heringe besorgt worden. Poggendorf: "Das hat er weggeputzt wie Oskar."

Heute geht "Robbis" Stippvisite in Hamburg bereits wieder zu Ende: Tierschützer bringen ihn zurück nach Friedrichskoog - in einer speziellen Transportwanne. Dort werde er dann sicher noch einmal eingehend untersucht: "Aber ich denke, dass man feststellen wird, dass mit dem Tier alles in Ordnung ist", sagte Wolfgang Poggendorf gestern. Deshalb werde das Tier sicherlich auch in Kürze wieder in der Nordsee ausgesetzt.

"Robbi" ist nicht der Einzige, der sich in der Elbe wohl fühlt: "Der Fluss bietet viel Fisch, das Wasser ist sauber." Wolfgang Poggendorf weiß, dass sich in Höhe Lühesand noch zwei weitere Robben tummeln. Was auch überhaupt nicht problematisch sei. "Wir müssen erst eingreifen, wenn die Tiere ins Hafenbecken schwimmen. Wegen des Schiffsverkehrs ist das zu gefährlich für sie."

Ganz einfach seien solche Rettungsaktionen nicht, so Wolfgang Poggendorf. "Man muss vor allen Dingen kräftig sein und sehr schnell. Die Tiere können ganz schön zubeißen", weiß der Tierheim-Chef.