Kommentar
Ob ausgerechnet der russische Präsident Wladimir Putin ein großer Vorkämpfer der Marktwirtschaft ist, darüber lässt sich streiten. Die russische Politik der vergangenen Zeit deutete eher in eine andere Richtung. Auch Putins Vorgehen gegen unliebsame Medien, die Prozesse gegen Oppositionelle und der Krieg in Tschetschenien zeugen nicht von einer liberalen Haltung - weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht. Deswegen ist die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Hamburger Uni an Putin für Verdienste um die Marktwirtschaft zu Recht umstritten.
Natürlich ist es im deutschen und im Hamburger Interesse, gute Beziehungen zu Russland zu pflegen. Und vermutlich ist es auch eher durch Annäherung möglich, Einfluss auf die Entwicklung in Russland zu nehmen - und nicht durch strikte Abgrenzung. Dass die Verleihung einer Ehrendoktorwürde an Putin aber zu offenem und damit zu außenpolitisch schädlichem Streit führen würde, das war abzusehen. Deswegen ist die geplante Verleihung der Doktorwürde an den russischen Präsidenten nicht nur unter moralischen Gesichtspunkten zweifelhaft. Sie zeugt auch von mangelndem politischen Feingefühl.