Prozess: Reemtsma-Entführer randalierte, als ihm eine DNA-Probe abgenommen wurde.

Polizisten mit kugelsicheren Westen patrouillieren vor dem Strafjustizgebäude. Höchste Sicherheitsstufe: Thomas Drach (43), der 1996 mit Komplizen Multimillionär Jan Philipp Reemtsma entführte und ihn 33 Tage angekettet in einem Kellerverlies festhielt, steht erneut vor Gericht.

Mit Fußketten kommt Drach in den Gerichtssaal. 2001 war er wegen erpresserischen Menschenraubes zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und versuchte Körperverletzung wird ihm nun vor dem Amtsgericht vorgeworfen. Der Vorfall geschah am 29. Juli 2003. Als Polizeibeamte und ein Arzt in Drachs Zelle eine Speichelprobe zur Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks von ihm haben wollten, wurde er laut Anklage renitent: Er widersetzte sich einer Blutentnahme, soll mit der Faust in Richtung des Kripo-Beamten Jochen W. (56) geschlagen haben. Drei Polizisten mussten Drach festhalten. Laut Gesetz müssen genetische Fingerabdrücke von gefährlichen Verbrechern in einer bundesweiten Gen-Datei archiviert werden.

Schwerverbrecher Drach jammert über seine Haft im Gefängnis Santa Fu. Seit sieben Jahren sei er in Einzelhaft. Man wolle ihn fertig machen, weil er nicht sage, wo die Beute ist, klagt der Mann, der sich in den USA zum Hubschrauberpilot ausbilden ließ. Nur ein Bruchteil der Rekord-Lösegeldsumme von 30 Millionen Mark (mehr als 15,3 Millionen Euro) ist bisher aufgetaucht. "Die Körperverletzung hat nicht stattgefunden", sagt Drach zur neuen Anklage. Wenn er jemand hätte schlagen wollen, dann hätte er den "in zehn Sekunden k. o. geschlagen", prahlt er. Er habe nur gegenüber dem Beamten W. den Arm gehoben, "um ihm zu verstehen zu geben, für dich ist es Zeit, meine Zelle zu verlassen, raus, auf Wiedersehen." Jochen W. berichtet indes, dass er einen Faustschlag von Drach gerade noch mit dem Arm habe abwehren konnte: "Ich hatte leichte Schmerzen". Die Polizei-Zeugen sprechen teils von einer "angedeuteten Ohrfeige", Drach habe diese letztlich abgebremst.

Wie Drach die Justiz verhöhnt, zeigt sich darin, was er in seiner Beschwerde gegen die DNA-Probe schrieb: Es seien keine weiteren Straftaten zu befürchten, denn: "Ich habe genug Geld verdient." Worte des Mannes, der Millionen erpresste. Als der Satz nun verlesen wird, grinst Drach dreist. Heute wird der Prozess fortgesetzt.