SterniPark-Chefin Leila Moysich plant 350 neue Kita-Plätze und stellt richtig: Wir finanzieren unsere Häuser über Bankkredite und zahlen diese mit Zinsen zurück wie jeder andere auch, und wir vertreiben auch keine anderen Kindergärten von ihrem Platz.

Der gemeinnützige Verein SterniPark, der in Hamburg mehr als 1000 Kita-Plätze anbietet, plant in der Villa Guggenheim (Rothenbaumchaussee 121) neben einer neuen Kindertagesstätte auch eine Gedenkstätte. Sie soll an das Schicksal der jüdischen Kinder erinnern, die Ende der 30er-Jahre mit den sogenannten "Kindertransporten" vor der Schreckensherrschaft der Nazis ins sichere Exil nach England gebracht wurden. Unter ihnen waren auch zwei Kinder des Unternehmers Guggenheim, der einst in diesem Haus gelebt hat.

"Die Aufklärung über den Holocaust ist fester Teil unseres pädagogischen Konzepts", sagt Leila Moysich, stellvertretende Geschäftsführerin von SterniPark. "Wir möchten Adornos erste Forderung an Erziehung umsetzen - nämlich die, dass Auschwitz nicht noch einmal sei."

Gemeinsam mit der Kunsthalle Hamburg hat SterniPark einen "Geschichts-Kunst-Pfad" entwickelt, der künftig von der Rothenbaumchaussee durch das Grindelviertel, in dem sich einst das jüdische Leben abspielte, bis zur Kunsthalle führen soll. Außerdem soll ein Kunstwettbewerb für 20 Schulen ausgeschrieben werden, für den sich Schüler ab der 8. Klasse bewerben können. "In der Villa Guggenheim gibt es einen geschlossenen Raum, der keine Tür hat und auch nicht anderweitig zugänglich ist", sagt Leila Moysich. Dieser Raum soll die Jugendlichen inspirieren, sich in Kunstprojekten mit dem Dritten Reich und den Kindertransporten kritisch auseinanderzusetzen. Insbesondere im Kinderhaus Wohlers Allee (Altona), in dem die Gebrüder Wolf ("Der Junge mit dem Tüdelband") wohnten, bis sie vor den Nazis fliehen mussten, werde dieses düstere Kapitel der deutschen Geschichte mit den Kindern aufgearbeitet. "Es geht nicht um Schreckensbilder", betont Leila Moysich. "Es geht um Vorurteilsfreiheit, Toleranz und Rücksichtnahme."

Diese Werte sollen auch den Kindern gelehrt werden, die ab April eine der neuen SterniPark-Kitas besuchen. In einem ehemaligen Fabrikgebäude in Ottensen (Planckstraße) eröffnet eine Tagesstätte mit rund 150 Plätzen, im Bezirk Eimsbüttel entstehen durch die Kita an der Rothenbaumchaussee und die beiden Einrichtungen an der Wrangelstraße (Hoheluft-West) sogar mehr als 200 Plätze. "Schon jetzt liegen uns allein für die Wrangelstraße 350 Anmeldungen vor", sagt Leila Moysich. "Wir wollen bewusst dort Häuser eröffnen, wo der Bedarf nachweislich am größten ist."

Entgegen bisher erhobener Vorwürfe sind dabei, wie sich das Hamburger Abendblatt überzeugt hat, nie andere Kindergärten aus ihren Räumen vertrieben worden. "Warum sollten wir das tun? Wir sind doch froh über jeden Kita-Platz", sagt Moysich. Die Nachfrage sei vor allem in den Stadtteilen groß, in denen die Architektur durch großzügige Stadthäuser geprägt ist. "Für Kinder ist das Beste doch gerade gut genug", sagt Leila Moysich. "Es kann doch nicht verwerflich sein, wenn ein Kindergarten in einem schönen Haus untergebracht ist."

Anders als bisher berichtet, hat SterniPark nicht durch Millionenzuschüsse von der Stadt teure Villen gekauft. "Wir nehmen Bankkredite auf und zahlen diese mit Zinsen zurück wie jeder andere", sagt Leila Moysich. Die Behörde setzt nach dem heute in Hamburg geltenden Kita-Gutscheinsystem ein bestimmtes Entgelt fest, das der Träger für Miete oder Zinsendienst erhält. Soweit aus dem Krippenausbauprogramm für Neubauten, Um- und Ausbauten und die Ersteinrichtung von Kindergärten Mittel zur Verfügung gestellt werden, sind diese Darlehen mit Zinsen zurückzuzahlen, bei großen Vorhaben sogar über 50 Jahre. Das gilt für alle Träger gleichermaßen.

In diesem Jahr soll auch die Kita in Rahlstedt erweitert und für das ins Stocken geratene Projekt in der Reventlowstraße (Othmarschen) eine "juristische Lösung" gefunden werden. Die sechsstellige Summe, die SterniPark von der Stadt zum Umbau dieser Einrichtung erhalten hat, wird, soweit das Geld noch nicht investiert worden ist, zurückgezahlt. Der Zuwendungsbescheid wird nicht aufgehoben, die vorgesehenen Mittel werden bei Fortsetzung der Bauarbeiten ausgezahlt.

Die Immobilien gehören SterniPark e. V., nicht einzelnen Mitgliedern. Dass eine Immobilie Eigentum des Trägers wird, sei nicht außergewöhnlich. "Viele andere Kita-Betreiber sind Eigentümer", sagt Moysich. "Schon allein, um nicht von einem Vermieter abhängig zu sein, und den Kita-Betrieb möglichst langfristig erhalten zu können."

In all seinen Kinderhäusern bietet der Verein bilinguale (Deutsch-Englisch) Erziehung, musikalische Früherziehung, Kunst- und Sportunterricht an. "Für diese Leistungen erheben wir keine zusätzlichen Gebühren", stellt Leila Moysich richtig. "Schließlich möchten wir, dass jedes Kind, unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern, mitmachen kann." Dieser soziale Grundsatz wird auch in den Kinderhäusern gelten, die 2009 eröffnen.