Der Tod der neun Monate alten Lara aus Wilhelmsburg eignet sich nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen - darin waren sich alle Fraktionen...

Der Tod der neun Monate alten Lara aus Wilhelmsburg eignet sich nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen - darin waren sich alle Fraktionen kurz nach dem Tod des untergewichtigen und dehydrierten Babys einig. Nur wenige Wochen später scheint von dieser Einsicht bei Hamburgs Politikern wenig geblieben. Die Aktuelle Stunde der Bürgerschaft zum Thema "verbindliche Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern" war gespickt mit persönlichen Angriffen und parteitaktischem Gebaren.

Mehmet Yildiz (Die Linke) nannte den Tod von Lara eine "weitere Tragödie in der Geschichte unserer Heimatstadt". Es werde nicht der letzte Mal sein, "wenn ich mit ansehen muss, wie die CDU-GAL-Koalition mit solchen tragischen Fällen umgeht", sagte Yildiz. Carola Veit (SPD) griff den Senat an und warf der Sozialbehörde "schwere Versäumnisse" vor.

Ein Maßnahmenkatalog, den die Fraktionen nach dem Tod von Jessica im Jahr 2005 gemeinsam beschlossen hatten, sei bisher nicht umgesetzt worden. "Hätte Hamburg verbindliche Vorsorgeuntersuchungen, wäre sichergestellt, dass ein Arzt das Kind wiederholt auch auf mangelhafte Versorgung, Krankheit oder Misshandlung untersucht", sagte Veit. Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) warnte vor "übertriebenen Hoffnungen". Auch von einem "Einlade- und Überprüfungssystem" in Hamburg "sollten wir alle nicht zu viel erwarten", so der Senator. Dennoch werde es eingeführt. "Das ist so im Koalitionsvertrag vereinbart, das machen wir auch so", sagte Wersich.

In einem gemeinsamen Antrag beschlossen CDU und GAL gestern die Einführung eines Einladungs- und Erinnerungswesens für die Kinderfrühuntersuchung zwischen dem zehnten und 24. Lebensmonat (U6 und U7). Stellen Eltern ihre Kinder nicht beim Kinderarzt vor und reagieren auch nicht auf eine Erinnerung, sollen zudem Sozialarbeiter die Familien aufsuchen.

In Richtung SPD sagte Wersich: "Völlig daneben finde ich Ihren Versuch, über das Thema 'Vorsorgeuntersuchungen' den Eindruck zu erwecken, Senat und Behörden hätten nach dem verbrecherischen Einsperren und Verhungernlassen von Jessica nichts unternommen." Mehr Aufklärung im Fall Lara erhoffen sich die Abgeordneten in der Sitzung des Familienausschusses am 21. April.