Ihr jüngstes Projekt ist ein Konzept für die Stadt Rotterdam. Das Ziel ihrer Arbeit: besseres und schöneres Licht für weniger Geld.
Sie plant das Licht für die Elbphilharmonie und beleuchtete schon Hamburgs Rathaus, sie liefert Konzepte für Projekte weltweit: die Hamburgerin Ulrike Brandi. Jetzt bekam sie einen Auftrag, das Beleuchtungskonzept für Rotterdam zu entwickeln, mit dem Ziel, Bewohnern und Besuchern der 600 000-Einwohner-Hafenstadt ein interessanteres, raffiniertes und einfühlsames Licht zu liefern - und das bei einer Stromeinsparung von 25 Prozent.
Die erfolgreiche Frau, die ihr Büro unweit der Großmarkthallen an der Straße am Stadtdeich betreibt, arbeitet trotz ihres internationalen Rufs eher im Stillen. Show liegt ihr wenig, und das Licht, das sie plant, hat auch wenig mit vordergründigem Arrangement zu tun. "Wenn ein Raum, ein Park oder auch eine ganze Stadt richtig beleuchtet sind, dann merken die meisten das nicht. Erst wenn etwas nicht stimmt, fällt Licht unangenehm auf", sagt sie und weiß, dass Rotterdamer sie genau wegen solcher Gedanken aus einem internationalen Wettbewerberkreis für die Mammutaufgabe ausgewählt haben. Während sie beschreibt, wie sie Arbeit angehen wird, macht sie auch klar, wo die Prinzipien ihrer Profession liegen. "Wir müssen zunächst eine Bestandsaufnahme machen. In der Stadt gibt es viel zu viele unterschiedliche Leuchten. Das ist meist nicht sehr schön und immer ziemlich teuer - wegen der komplizierten Wartung und weil manche Leuchten wahre Stromfresser sind." Dabei geht es nicht allein um die Straßen-, sondern auch um die Fassadenbeleuchtung, "weil aus beidem erst ein Ganzes wird".
Und es geht nicht nur um die elektrische Beleuchtung, es geht auch um das Tageslicht. "Rotterdam kennt mit seiner Küstenlage und dem stetigen Wind schnell wechselnde Lichtsituationen. Da ziehen Wolken schnell vorüber, Sonne und Schatten gehören zum Alltag." Genau darauf wird sie zum Beispiel auch bei der Beleuchtung Rücksicht nehmen. "Wir werden ziemlich sicher unterschiedlich stark leuchtende Lampen einsetzen. Und es wird wohl auch Leuchten geben, die sich dimmen lassen, damit ihr Schein im Laufe der Dunkelheit unmerklich variiert." Weil diese Technik auch auf die Zeit der Dämmerung reagieren kann, ist hier zum Beispiel mit einer Stromeinsparung zu rechnen.
Eine andere Überlegung gilt den besonderen Straßen Rotterdams, die im Zentrum bisweilen von mehreren Baumreihen begleitet werden. "Hier wird man wohl das künstliche Licht nicht nur auf die Straße, sondern zumindest ein wenig auch ins Blattwerk richten, damit man den Eindruck des Tages auch in der Nacht erhält." Licht, so sagt sie, muss die lokale Atmosphäre stützen, richtig eingesetzt macht es die Eigenart des Ortes kenntlich. So wird es mit Sicherheit noch weitere Besonderheiten in der Lichtplanung für Rotterdam geben. Aber noch stehen sie nicht fest. "Wir beginnen ja gerade erst mit unserer Arbeit. Uns geht es immer um die ortgerechte Planung, da führt erst die Arbeit am Objekt zu konkreten Beschlüssen. Schließlich wollen wir ja nicht irgendein Licht, sondern eine spezielle Rotterdamer Beleuchtung. Das alles auch unter dem Gesichtspunkt des Energiesparens. Standardrezepte sind da nicht der richtige Weg."
Dass Ulrike Brandi eine Meisterin im Stromeinsparen ist, hat sie schon oft unter Beweis gestellt. Auch in Hamburg. Ihr Büro entwickelte vor ein paar Jahren die neue Beleuchtung für das Hamburger Rathaus. Seither ist die Fassade meisterhaft ausgeleuchtet - und der Stromverbrauch sank gegenüber der alten Lösung um glatte 50 Prozent.
Um den Rotterdamer Auftrag hatten sich fünf international tätige Lichtplanungsbüros beworben. Dr. Anne de Leeuw, die bei der Stadtverwaltung Rotterdam für dieses Projekt zuständig ist, erläutert, warum sie sich für das Büro Brandi entschieden hat: "Licht ist die Architektur der Nacht, es muss der Stadtgestalt des Tages entsprechen. Das hat uns besonders gut an der Konzeption gefallen. Hinzu kam, dass Ulrike Brandi in ihren Überlegungen der Ausbildung unserer Mitarbeiter einen entscheidenden Platz zugebilligt hat. Die Beleuchtung einer Stadt muss ja dynamisch sein, sich immer neu anpassen. Und das müssen später einmal die Mitarbeiter unseres Amtes leisten."