Wie man es von einer Sängerin erwarten könnte, thematisiert San Glaser zuerst ihre Stimme, als sie morgens zum Interview ins Café Hadley's am...

Wie man es von einer Sängerin erwarten könnte, thematisiert San Glaser zuerst ihre Stimme, als sie morgens zum Interview ins Cafe Hadley's am Schlump kommt. "Ich hätte wohl früher aufstehen sollen, heute habe ich noch mit niemandem irgendein Wort gesprochen", sagt die Jazz-Sängerin und zuckt dabei lächelnd mit den Schultern.

Ihren angebissenen Apfel legt sie an die Tischkante und zieht die schwarze Winterjacke aus. Zügig bestellt sie Tee mit Milch und Honig, wie jeden Morgen. "Das ist gut für die Stimmbänder", sagt sie.

Die dunkelhaarige Musikerin wirkt entspannt, lehnt sich in die roten Polster ihres Stuhls. Dann fängt sie an zu erzählen. Erstaunlich offen. Nicht nur über die neue Platte.

Denn San, die eigentlich Alexandra Angelin heißt, in ihrer Jugend dann Sandra gerufen wurde, hat während ihrer vierzig Lebensjahre schon einiges erlebt:

Sie wächst bei ihrer Mutter und drei älteren Halbgeschwistern in den Niederlanden auf. Von der Existenz ihres Vaters ahnt sie bis zum Alter von 15 Jahren nichts. "Das war ein Tabuthema."

Immer drängender wird in der Pubertät die Suche nach ihrer Zugehörigkeit, den eigenen Wurzeln.

"Wenn ich in den Spiegel geschaut hab', sah ich meine dunklere Hautfarbe und die schwarzen Locken. Meine Geschwister waren alle blond und blauäugig, ich passte nicht dazu." Erleichterung, als San ihren Vater Maurits dann endlich kennenlernt: ein indonesischer Jazzmusiker und Gitarrist. Er entdeckt und fördert das musikalische Talent seiner Tochter.

San ist davon weniger begeistert, sie ist zu schüchtern: "Ich wollte nie Künstlerin werden, habe mich gerade so getraut, im Familienkreis zu singen." Mutig wirkt sie dagegen heute. Nur sich in Hamburg mit dem Auto zu verfahren, das macht ihr Angst. "Dafür bin ich begeisterte Taxi- und Radfahrerin", sagt San und lacht.

Musik gehört heute unausweichlich zum Leben der Wahl-Hamburgerin, die auf der Uhlenhorst lebt: "Früher glaubte ich nicht, wenn alle mir sagten, ich hätte Talent zum Singen. Ich brauchte damals meinen Vater, um mir meiner Liebe zur Musik bewusst zu werden", sagt San Glaser.

So zog die Künstlerin im Jahr 2000 nach Hamburg, sang größtenteils Background in der Gruppe des Hamburger Künstlers Stefan Gwildis und der Jazzkantine.

Mit ihrer eigenen Band hat die Frau mit der klaren Stimme gerade ihre zweite CD aufgenommen. Mit den Songs aus "New Road" geht San Glaser jetzt auf Tournee. Das erste Konzert gibt die Sängerin natürlich in Hamburg: heute um 21 Uhr im Kukuun Club, Talstraße 29.