Die zentrale Hamburger Waffennachweisdatei (“Wanda“) soll Vorbild für ein bundesweites Waffenregister sein. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG)...

Die zentrale Hamburger Waffennachweisdatei ("Wanda") soll Vorbild für ein bundesweites Waffenregister sein. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) schlägt sogar vor, dass Hamburg für alle 16 Bundesländer diese Datei führen sollte. Hintergrund des Vorstoßes des DPolG-Bundesvorsitzenden Rainer Wendt: Die EU schreibt vor, dass in jedem Mitgliedsland bis spätestens Ende 2014 ein computergestütztes Waffenregister eingeführt wird. Und da Hamburg als einziges Bundesland schon über so eine Datei verfügt, bat Wendt Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) in einem Brief, dass der Stadtstaat "nationale Verantwortung übernimmt" und eine "Zentraldatei in Hamburg" aufbaut. Der Vorstoß erfolgte bereits vor dem Amoklauf eines Schülers vergangene Woche im baden-württembergischen Winnenden (16 Tote), gewinnt jetzt aber an Aktualität.

"Hamburgs zentrales Waffenregister für legale Waffen ist bundesweit einzigartig. Auf Knopfdruck hat unsere Polizei umfassende Informationen zu Art und Anzahl der Waffen einer Person", sagte Ahlhaus gestern auf Abendblatt-Anfrage und ließ durchblicken, dass die DPolG-Anfrage der Innenbehörde durchaus schmeichele: "Natürlich werden wir unser Fachwissen und unsere Erfahrung gern zur Verfügung stellen, um damit noch mehr Sicherheit für die Menschen in Deutschland zu erreichen." In seiner Antwort an Wendt betonte er aber auch, dass die länderübergreifende Vernetzung von Behörden problematisch sei. Dennoch wolle er bald konkrete Vorschläge vorlegen.

"Wanda" war eine Reaktion auf das Schulmassaker von Erfurt (2002: 17 Tote) und ist seit Juli 2003 im Aufbau. Bislang sind dort 18 000 Personen erfasst, die über 60 000 Waffen verfügen - das sind 95 Prozent aller legalen Waffen in Hamburg. Ende März soll die Erfassung abgeschlossen sein. Die 36 Mitarbeiter der Zentralen Waffendienststelle in Hammerbrook pflegen Daten über die Waffenhalter, über Gründe für den Waffenbesitz (Jäger, Sportschütze, gefährdete Person) und natürlich über die Waffen (Revolver, Pistole, Gewehr, Hersteller, Kaliber, Seriennummer). Darüber hinaus sind auch Personen erfasst, die keine Waffe besitzen dürfen (zum Beispiel wegen Vorstrafe).

Aus Sicht der Polizei ist "Wanda" unverzichtbar: "So können die Kollegen schon auf dem Weg zu einem Einsatz abfragen, ob sie dort mit Waffen rechnen müssen", sagt Hamburgs DPolG-Chef Joachim Lenders. Wie Wendt plädiert auch er für eine bundeseinheitliche Lösung, schließlich machten Straftäter nicht vor Ländergrenzen halt.

In den anderen 15 Bundesländern existieren mehr als 500 verschiedene Waffenregister, einige sogar noch in Karteikartenform. So war es bis 2003 auch in Hamburg, teilweise wurden die Karten in Plastiktüten in die Innenbehörde getragen - daher dauerte die Erfassung so lange.

Dass "Wanda" Amokläufe verhindert, behaupten die Experten nicht. Aber bei entsprechenden Hinweisen - zum Beispiel auf eine psychisch labile Person im Haus - könnten registrierte Waffenbesitzer durchaus kontrolliert werden. Und eine Pistole samt Munition im Nachttisch - wie im Elternhaus des Schülers in Winnenden - wird nicht akzeptiert.