Er wirkt ausgeschlafen. Hat weder Augenringe noch fahle Haut. Seine Baskenmütze sitzt, als wäre er damit auf die Welt gekommen. Keine Sabberflecken...

Er wirkt ausgeschlafen. Hat weder Augenringe noch fahle Haut. Seine Baskenmütze sitzt, als wäre er damit auf die Welt gekommen. Keine Sabberflecken am Revers. Nein. Wie der Vater eines Jungen im Wickel- und Breialter sieht Roger Cicero (38) heute wirklich nicht aus.

So schlaflos, wie er es auf seinem neuen Album "Artgerecht" (erscheint am 3. April) besingt, können die Nächte mit seinem zehn Monate alten Sohn Louis folgerichtig nicht sein. Oder, Herr Cicero? "Von den nächtlichen Aktivitäten bin ich weitestgehend befreit, da meine Freundin stillt", sagt der Sänger. Der Lütte schläft zwar im Familienbett, aber nächtliche Störattacken an der Babyfront kann Cicero mittlerweile gut ausblenden. Sonst würde es bei der Arbeitsteilung zwischen ihm und Freundin Kathrin aber gerecht zugehen.

Sagt er. Sie ist ja gerade nicht anwesend. Im Wickeln beispielsweise sei er ganz groß. Diesem Thema widmet er auch eine wörtlich zu nehmende Passage in dem Lied "Für 'nen Kerl", wo es heißt: "... es ist eine Freude, dir zu helfen, wenn du ganz tief in der Scheiße sitzt".

Ja. Auch in seinem Leben hätten sich die Prioritäten verschoben, sagt der Künstler. Noch im vergangenen Jahr war er von der Zeitschrift "Emma" zum "Pascha des Monats" gekürt worden. Aber heute: Statt mit den Kumpels ein Bierchen ums Eck zu zischen, versucht er hüpfenderweise auf einem Gummiball sitzend den Junior einzuschläfern. Schlaflieder ziehen beim lütten Louis nämlich nicht. Cicero imitiert stattdessen Meeresrauschen. "Nie hätte ich gedacht, einmal so tief für jemanden empfinden zu können", sagt Roger Cicero. Und fügt hinzu: "Ich würde verdammt weit gehen, damit es ihm gut geht."

So eine richtige Vaterangst habe er gehabt, als sein Sohn fieberte und ins Krankenhaus musste. Unvergesslich die Freude, als der Kleine zum ersten Mal gekrabbelt ist. Ebenso unvergesslich der erste und letzte Ausflug mit Louis im Bauchtragesitz durch Winterhude - Cicero sagt Kinderhude. "Es war ein bisschen wie im Zoo. Ich mit Baby vor dem Bauch - das fiel irgendwie auf", so der Musiker.

Mit Kinderwagen - die Ciceros fahren Bugaboo - läuft es nicht viel besser. "Louis steht einfach nicht drauf", sagt der Swing-Profi. Dafür aber, und das ist entscheidend, steht Louis auf Musik. Kein Wunder bei den Genen: Schon Opa Eugen Cicero war schließlich ein bekannter Jazzpianist.

"Wenn Louis Musik hört, dann hüpft er. Wenn er eine Gitarre sieht, zupft er an den Saiten", erzählt Roger Cicero. Könnte also was werden, mit Juniors Musikerkarriere. "Hauptsache, er folgt seinen Gefühlen, lernt, dass die meistens der beste Ratgeber sind", sagt der Sänger abschließend.

Wie heißt es so schön in einem von Ciceros neuen Songs: "Spontis zeugen Banker, Dichter kriegen Punker, Spießer kleine, fiese Revoluzzer". Wir sind gespannt.