Es war der größte Polizeieinsatz rund um ein Zweitliga-Spiel in Hamburg: Mit zehn Hundertschaften und sechs Wasserwerfern versuchte die Polizei am...Bilder vom Spiel.Bilder von den Ausschreitungen.

Es war der größte Polizeieinsatz rund um ein Zweitliga-Spiel in Hamburg: Mit zehn Hundertschaften und sechs Wasserwerfern versuchte die Polizei am Freitagabend, Ausschreitungen am Rande des brisanten Nordderbys zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock zu verhindern. Am Ende waren nicht die Rostocker Fans das Problem, sondern knapp 1000 Autonome und St.-Pauli-Fans, die sich am Abend Straßenschlachten entlang der Budapester Straße mit der Polizei lieferten. Mehrere Personen wurden festgenommen, darunter auch ein Hamburger, der einen Rostocker mit einer Gaswaffe bedroht hatte. Mehrere Dutzend Fans kamen in Gewahrsam. Mindestens drei Polizeibeamte wurden leicht verletzt.

Nach dem Spiel hatte die Polizei die Rostocker Fußballanhänger, von denen einige Sitzschalen als Souvenir mit aus dem Millerntor-Stadion nehmen wollten, mit einer Art Spalier empfangen, das den Stadionbesuchern keine andere Wahl ließ, als in die U-Bahn zu steigen. Gleichwohl blieben die Stunden nach dem "Hass-Duell" erwartungsgemäß nicht friedlich. Kurz nach Ende des Derbys versuchten etwa 1000 St.-Pauli-Anhänger die Absperrungen zu durchbrechen und zu den Rostocker Fans zu gelangen. Auf dem Parkplatz des Real-Marktes bewarfen sie die Polizei mit Steinen. Auch die Fans aus Rostock feuerten mit Flaschen und Steinen, schossen Leuchtspurmunition. Immer wieder mussten die Beamten mit Kleingruppen gegen die Randalierer vorgehen, es kam zu massiven Wasserwerfereinsätzen. Die Auseinandersetzungen verlagerten sich dann ab 21 Uhr auf die Budapester Straße, wo die Polizei mit Flaschen und Feuerwerk angegriffen wurde.

Bereits vor dem Spiel hatte es schwere Zusammenstöße zwischen der Polizei und Rostocker Fans gegeben. Die Polizei setzte am Gästeeingang zum Millerntor-Stadion am U-Bahnhof Feldstraße Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer ein, um die stark alkoholisierten und aggressiven Fans unter Kontrolle zu bringen. Schon eineinhalb Stunden vor Anpfiff der brisanten Begegnung um 18 Uhr musste die Polizei knapp 50 Fans ins Stadion begleiten, die mehrfach versuchten, die Polizeiketten zu durchbrechen und mit Rufen wie "Scheiß Pauli" gegnerische Fans beleidigten. Gegen 17 Uhr füllte sich der Bahnhofsvorplatz mit etwa 300 aggressiven Fans aus Rostock, viele davon ohne Eintrittskarte. Die zu einem Großteil vermummten Fans warfen mit Flaschen auf Polizisten und zündeten Feuerwerkskörper und Rauchbomben. Die Polizei griff "niedrigschwellig" bereits bei den geringsten Auseinandersetzungen hart ein. Mit kleinen Gruppen sprengte sie Ansammlungen der aggressiven Fans, setzte mehrmals Wasserwerfer ein. Knapp zwanzig Rostocker Fans hatten kurz vor dem Anpfiff das Dach des Real-Marktes an der Feldstraße erklommen. Auch sie wurden von der Polizei festgesetzt.

Die Polizei in Rostock hatte vor dem Spiel bereits vier Hansa-Fans aus dem Verkehr gezogen. Sie wurden vor der Abfahrt eines Sonderzuges nach Hamburg vorläufig festgehalten, wie eine Sprecherin in Rostock berichtete. Bei den Anhängern seien verbotene Gegenstände gefunden worden. Doch es waren nicht nur die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern, die Streit suchten. Mit Flugblättern hatten angebliche St.-Pauli-Fans zuvor im Viertel zur Gewalt aufgerufen: "Bildet Banden, macht sie platt!", heißt es in einem Flugblatt, das in deutscher und türkischer Sprache im Umfeld des Stadions verteilt wurde.