Umzug ist am 1. Mai. Die Spezialfassade aus einer transparenten Folie gilt als weltgrößte Konstruktion ihrer Art.

Wie sich die Dinge gleichen: Als Unilever Anfang der 60er-Jahre seine neue Deutschland-Zentrale in Hamburg bezog, galt das Hochhaus am Dammtorwall als eines der modernsten Bürohäuser der Welt. In gut zwei Monaten zieht der Konzern in die HafenCity, und wieder ist es ein sehr besonderes Gebäude, in dem in diesen Tagen der Einbau der Inneneinrichtung begonnen hat. Umzugstermin, so viel steht jetzt fest, wird der 1. Mai sein. "Unser Countdown hat begonnen", so Unilever-Sprecherin Katja Praefke.

Die 1100 Mitarbeiter werden dann in einen rund 90 Millionen Euro teuren Komplex direkt am Strandkai ziehen, der als eines der technisch spannendsten Neubauten Hamburgs gilt: Als Wind- und Wetterschutz wird beispielsweise die nach Unternehmensangaben weltweit größte, vertikale "Membran-Fassade" installiert. Das ist eine Art hochfeste, aber transparente Folie, die an einem Rahmen vor die eigentliche Glasfassade gespannt wird. So wird Energie gespart - und Mitarbeiter können dennoch Fenster öffnen.

Weiterer Technik-Clou: 180 Meter tiefe Brunnen zapfen Grundwasser an, das in einem Erdwärmetauscher je nach Jahreszeit für Kühlung oder Wärme sorgen soll und so ebenfalls zum Energiesparen beiträgt. Luft von außen wird zudem angesaugt und gefiltert in den Innenteil gepustet - wichtig, wenn große Kreuzfahrtschiffe am nahen Terminal festmachen und ihre Abgase in die Luft blasen.

Nach dem Umzug wird das Gebäude allerdings nicht nur reines Bürohaus sein: Ein Großteil des Erdgeschosses soll öffentlich zugänglich sein - dort werden Unilever-Produkte wie Eiscreme, Fertigsuppen, Kosmetik oder auch Reinigungsmittel zum Thema gemacht. Geplant ist etwa ein Langnese-Cafe am Wasser mit 60 Plätzen, ein Unilever-Supermarkt und eine Art öffentliches Kosmetikstudio. Auch eine große Versuchsküche wird hier eingerichtet - die von außen Einblicke in das Soßen- und Suppengeschäft bieten soll. Eine öffentliche Passage führt in diesem Geschoss durch das Gebäude, das als Atriumhaus konzipiert ist und in der Mitte einen freien Blick bis ins Glasdach bietet.

Bauherr des Gebäudes ist die Hochtief Projektentwicklung, die es an Unilever vermietet - zunächst mit einem Vertrag für 15 Jahre.

Das alte Unilever-Gebäude soll indes nach Plänen seines Eigentümers, der Union Investment Real Estate, nach dem Umzug renoviert und um zwei Stockwerke aufgestockt werden. Die Fassade des markanten Büroturms in der Neustadt bleibt aber weitgehend unangetastet: Sie steht seit 2001

unter Denkmalschutz. "Und wer weiß", so Unilever-Sprecherin Preafke, "vielleicht passiert das unserem neuen Gebäude auch einmal."