Die SPD vermutet hinter dem überraschenden CDU-Rückzieher Druck vom Senat.

Die Genehmigung für das umstrittene Bordell an der Angerburger Straße durch das Wandsbeker Bezirksamt sorgt bei den Bürgern im Stadtteil für großen Unmut: "Wir sind wütend über die Ignoranz der Politik und der Verwaltung, der Bürgerwillen zählt anscheinend gar nichts mehr. Diese Entscheidung werden wir nicht akzeptieren", sagte Ilse Drews (68), Mitbegründerin der Bürgerinitiative "Wandsbek wehrt sich". Die Initiative hat inzwischen rund 2250 Unterschriften gegen die Ansiedlung des Bordells gesammelt. Drews und ihre Mitstreiter erwägen nun, in Sachen Bordell ein Bürgerbegehren anzustrengen.

Wie berichtet, wurde auf Antrag der CDU mit den Stimmen von GAL und FDP in der Bezirksversammlung am Donnerstagabend ein Antrag vom 5. Januar zurückgenommen, mit dem das Bordell eigentlich verhindert werden sollte.

Noch hat Rechtsanwalt Gregor Tuttlewski, der den Bordell-Betreiber Hans-Jürgen N. vertritt, die Genehmigung nicht zugestellt bekommen. Aber: "Der Betrieb des Bordells könnte zeitnah aufgenommen werden. Wir müssen allerdings den Inhalt der uns bislang noch nicht vorliegenden Genehmigung abwarten", so Tuttlewski. Auf Abendblatt-Anfrage teilte Fachamtsleiter Arne Klein (36) mit, dass die Genehmigung für das Bordell in der kommenden Woche zugestellt werden soll.

Im Zusammenhang mit der Zustimmung von CDU und GAL zur Ansiedlung des Bordells erhebt jetzt die SPD schwere Vorwürfe gegen den Senat. "Herr von Beust und Anja Hajduk haben massiven Druck auf den Bezirk ausgeübt, und die CDU kassierte daraufhin in blindem Gehorsam ihren eigenen Antrag", sagte der Wandsbeker SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Balcke. So erkläre sich auch "das peinliche Abstimmungsverhalten der GAL. Sie macht sich zum Steigbügelhalter verfehlter CDU-Politik in Wandsbek", so Balcke.

Der Vorwurf der Opposition: Auf Intervention des Bürgermeisters sollen GAL-Bürgerschaftsabgeordnete bei ihren grünen Bezirkskollegen dafür gesorgt haben, dass diese dem Antrag in der Bezirksversammlung zustimmen. Senatssprecher Christof Otto wies diese Vorwürfe als haltlose Gerüchte zurück. "Da ist nichts dran", so Otto wörtlich.

Auch die Wandsbeker GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Blömeke bestritt eine Einflussnahme des Bürgermeisters. "Ich habe mit ihm nie über das Thema gesprochen", so Blömeke. Außerdem sei für die Zustimmung der GAL im Bezirk auch keine Überredung notwendig gewesen. "Die GAL war von Beginn an für das Bordell." Das sei ihr lieber als Straßenprostitution, betonte Blömeke.