Staatsanwalt wirft Ahmad Obeidi Beleidigung vor, nachdem er im Gericht ausgerastet war.
Die Staatsanwaltschaft hat ein neues Verfahren gegen den verurteilten Schwestermörder Ahmad Obeidi eingeleitet. Der 24-Jährige war in der vergangenen Woche nach dem Urteilsspruch im Gericht ausgerastet und hatte unter anderen den Staatsanwalt Boris Bochnick aufs Übelste beschimpft.
"Wir haben ein Verfahren wegen der Verdachts der Beleidigung eingeleitet", bestätigt Staatsanwaltssprecher Wilhelm Möllers. Ahmad-Sobair Obeidi hatte, nachdem das Gericht eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes an seiner Schwester Morsal verhängt hatte, lautstarke Schimpftiraden losgelassen und ein Paket Akten nach dem Richter geschleudert. Staatsanwalt Bochnick nannte er einen "Hurensohn", bevor er noch weitere Beleidigungen gegen den Ankläger und dessen Mutter von sich gab. Immer wieder zeigte Obeidi den ausgestreckten Mittelfinger. Nach Aussagen von Justizbediensteten und Gerichtsmitarbeitern sind auch sie Opfer von Beleidigungen Obeidis geworden. Möllers: "Auch die Staatsanwaltschaft hat Verständnis dafür, wenn Angeklagte nach einem Urteil Emotionen zeigen. Doch hier handelte es sich eindeutig um mehr als reine Taktlosigkeit." Schon die Würde des Gerichts gebiete es, hier einzuschreiten, so Möllers.
Bereits seit Montag ermittelt die Staatsanwaltschaft auch gegen noch unbekannte Täter wegen des Tatbestands der Bedrohung. Bei der "Hamburger Morgenpost" war eine E-Mail eingegangen, in der ein anonymer Schreiber drohte: "Boris Staatsanwalt wird tot sein, denn wir Afghanen nehmen Rache." Fraglich ist nach den Tumulten beim Urteil noch, ob auch Morsals Vater Ghulam Obeidi mit einem weiteren Strafverfahren rechnen muss. Er hatte unter anderem ein Porträt seiner Tochter an sich genommen, mit dem die Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" vor dem Gericht auf Morsals Schicksal aufmerksam gemacht hatte. Gegen Ghulam Obeidi läuft noch ein Verfahren wegen Misshandlung seiner Tochter. Gegen Ahmad-Sobair Obeidi ist des Weiteren ein Verfahren wegen des Verdachts der Vergewaltigung anhängig.