Nach dem ersten Flug seines Lebens landet Zhang Wen-Zhao in Fuhlsbüttel. Seine überraschenden Worte im nasskalten Nieselregen: “Die Luft ist so...

Nach dem ersten Flug seines Lebens landet Zhang Wen-Zhao in Fuhlsbüttel. Seine überraschenden Worte im nasskalten Nieselregen: "Die Luft ist so sauber." Der 15-Jährige kommt aus Chinas Hauptstadt Peking und besucht die Hansestadt auf Einladung der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin (DCGM) und dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). ZDF-Moderatorin Marietta Slomka begrüßt den Jungen und seinen Vater im UKE zusammen mit Prof. Dr. Jörg F. Debatin, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE, sowie Dr. Mathias Goyen, Geschäftsführer UKE Consult und Management GmbH. Slomka hatte Wen-Zhao für die Berichterstattung aus China vor den Olympischen Spielen einen Tag lang begleitet, seinen Schulalltag kennengelernt. Dieser Beitrag hat das UKE auf den Jungen aufmerksam gemacht. Schnell war die Entscheidung gefallen, ihn zum Praktikum einzuladen. Denn Wen-Zhao möchte Arzt werden.

Schon sein Großvater habe mit der chinesisch-traditionellen Medizin Krebsleiden heilen können, erzählt Wen-Zhao stolz. "Mein Traum ist es, die westliche und die chinesische Medizin zu verbinden und ganz viele Menschen auf der Welt zu heilen", sagt er. Das klingt vielleicht übertrieben, aber seine erwartungsvollen Augen lassen ahnen, wie ernst er es meint.

Der Drill von Kindesbeinen an hat ihn geprägt. Der Leistungsdruck ist hoch. Mit seinem Vater lebt er getrennt von seiner Mutter in einem Stadtteil nahe der Schule. "Damit er etwas mehr Zeit zum Schlafen hat", sagt sein Vater Zhang Yong-Ming, der seine Frau dadurch nur am Wochenende sehen kann. Wen-Zhao besucht eine der angesehensten Schulen Pekings, das ist es dem Vater wert. Täglich von 7 bis 18 Uhr lernt Wen-Zhao in der Schule, danach weiter bei der Hausaufgabenhilfe und am Wochenende beim Förderunterricht. Um Freunde zu treffen, bleibt keine Zeit. Was Wen-Zhao gerne macht, wenn er nicht lernt? Er zeichnet. Als Dankeschön für die Einladung schenkt er UKE-Chef Debatin eine Porträtzeichnung, die er anhand eines Fotos gemacht hat. Dann erzählt er von seinen Erlebnissen während seiner ersten Stunden in Deutschland. "Es überrascht mich jedes Mal, wenn fremde Menschen mich mit ,Guten Tag' begrüßen. In China begrüßen sich nur gute Bekannte so freundlich", sagt Wen-Zhao. Auf die Frage, was Marietta Slomka am meisten überrascht hat, antwortet sie: "Wie sicher er sich ist, was er will." Wen-Zhao inspiziert indes ein Ultraschallgerät und brennt darauf, die westliche Medizin endlich kennenzulernen.

Bis Mittwoch darf er sich nun alle Arten von Operationen ansehen und alle Abteilungen durchlaufen. Und er besucht Medizinvorlesungen auf Deutsch und Englisch. "Ich habe Schwierigkeiten zu verstehen, aber die Studenten neben mir übersetzen vieles für mich", so Wen-Zhao. Am beeindruckendsten für den Jungen ist eine Lebertransplantation, bei der er zusehen darf. Die Tage im UKE bestärken Wen-Zhao in seinem Wunsch, Arzt zu werden. Er möchte Medizin studieren. Unbedingt. Vielleicht irgendwann einmal auch am UKE.