Reemstma: Der Bruder von Thomas Drach soll das Lösegeld gewaschen haben.
Der Canadair Regional Jet der Lufthansa aus Madrid landete pünktlich um 13.25 Uhr auf dem Düsseldorfer Flughafen. Doch sein prominentester Passagier hatte monatelange Verspätung. Lutz Drach (44), Bruder des Reemtsma-Entführers Thomas Drach (45), ist am Sonnabend nach einem ein Jahr dauernden Tauziehen um seine Auslieferung nach Deutschland überstellt worden, berichtet "Spiegel Online" unter Berufung auf Ermittler. Die Aachener Staatsanwaltschaft wirft Drach Geldwäsche vor. Der 44-Jährige, der immer wieder versucht hatte, seine Auslieferung zu verhindern, soll das Lösegeld aus der Entführung des Hamburger Millionärs Jan Phi-lipp Reemtsma (51) gewaschen haben. Reemtsmas Entführung war mit 33 Tagen die längste in der deutschen Kriminalgeschichte. Gegen Zahlung von umgerechnet 15 Millionen Euro Lösegeld hatten die Kidnapper um Drahtzieher Thomas Drach den Millionär Ende April 1996 freigelassen. Thomas Drach war dafür zu 14 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Sein Bruder Lutz war am Sonnabendmorgen, um 10.50 Uhr in Begleitung von Spezialbeamten auf dem Flughafen Madrid-Barajas Richtung Deutschland gestartet - auf dem Flughafen, auf dem ihn die spanische Polizei am 25. November vergangenen Jahres bei der Einreise gefasst hatte. Drach kam damals aus Brasilien, seinem Wohnsitz im Bundesstaat Santo Espirito. Die Reise hatte wohl nur einen Zweck: Geld für Bruder Thomas, der in "Santa Fu" einsitzt, zu beschaffen. Bis heute ist der Löwenanteil des Rekordlösegelds verschwunden. Die Sicherheitsfirma Espo geht jedoch einer heißen Spur nach. In einem spanischen Bankschließfach sollen sechs Millionen Schweizer Franken versteckt liegen. Bislang durfte jedoch kein Ermittler einen Blick in das Schließfach werfen. Was jetzt mit Lutz Drach geschieht, blieb am Wochenende unklar. Die ermittelnde Aachener Staatsanwaltschaft war nicht zu erreichen. Der unter anderem wegen Diebstahls, Urkundenfälschung, versuchten Raubes und Hehlerei Vorbestrafte wird wahrscheinlich vor einem nordrhein-westfälischen Gericht wegen Geldwäsche angeklagt werden - so wie schon 1996, als ihn das Landgericht Köln wegen versuchter Geldwäsche zu 18 Monaten Haft verurteilt hatte. In Hamburg wird Lutz Drach nach aller Voraussicht nach nicht zur Rechenschaft gezogen. Für die Staatsanwaltschaft der Hansestadt gilt die Reemtsma-Entführung als abgeschlossen.