Ronald Schill hat gestern eine Erklärung abgegeben. Die Abschrift eines Tonbandmitschnitts ergab teilweise unverständliche Sätze. Nachfolgend ein Ausschnitt: "Es sollte ein Disziplinarverfahren stattfinden mit einem unabhängigen Richter. Herr Wellinghausen sollte die voraussichtlichen zwei Wochen Urlaub machen. Alle Seiten waren damit einverstanden. Es ging jetzt nur noch darum, dass die Senatskanzlei eine Presseerklärung anfertigen wollte, in der sie das mitteilt. (. . .) Bevor sie rausging, bekamen wir einen Anruf von Ole von Beust, der uns mitteilte, er fühle sich daran nicht mehr gebunden, an dieses Disziplinarverfahren. (. . .) Wir haben hier (. . .) nicht mehr den ausgleichenden Ole von Beust, der bisher sehr erfolgreich als ausgleichender Bürgermeister die Koalition zusammengehalten hat, sondern er machte auf mich den Eindruck, als sei er wie ausgewechselt. (. . .) Ich wäre durchaus damit einverstanden gewesen, wenn wir im heute tagenden Koalitionsausschuss über die so genannte Affäre Wellinghausen debattiert und zu dem Ergebnis gelangt wären, dass Herr Wellinghausen gehen muss. Aber in einem mir nicht nachvollziehbaren (. . .) Verhalten hat Herr von Beust heute Morgen entschieden, mich und den Staatsrat um 09.30 Uhr einzubestellen. (. . .) Was Herr Ole von Beust in Bezug auf eine etwaige Entlassung von meiner Seite gesagt hat, ist nicht richtig. Richtig ist, dass ich Herrn von Beust gesagt habe, dass es meinem Gerechtigkeitsempfinden in eklatanter Weise widerspricht, wie hier in wiederholtem Male mit zweierlei Maß gemessen wird. (. . .) Mario Mettbach ist Anfang des Jahres 2002 in die Schusslinien geraten, weil er beschuldigt wurde, seine Lebensgefährtin als persönliche Referentin angestellt zu haben. Ihm ist auch vom Bürgermeister vorgeworfen worden, dass er politische und persönliche Belange hier auf unkorrekte Art und Weise vermengt habe. (. . .) Aber ich habe Ole von Beust gesagt, dass dieses Messen mit zweierlei Maß meinem Gerechtigkeitsgefühl widerspricht, und ihn daran erinnert, dass er seinen Lebensgefährten Roger Kusch zum Justizsenator gemacht hat. Seinen Lebensgefährten, der am Hansaplatz in seiner Wohnung wohnt und mit dem er früher ein homosexuelles Verhältnis unterhielt und nach wie vor ein homosexuelles Verhältnis unterhält. Ich habe ihm mit keinem Wort gesagt, dass ich beabsichtige, und das ist der tief greifende Unterschied, das in irgendeiner Art und Weise publik zu machen. (. . .) Wenn Ole von Beust diese Behauptung eben nicht aufgestellt hätte, dann hätte ich das auch hier und zu keinem anderen Zeitpunkt gesagt. Aber er hat das in einer entstellenden Art und Weise getan und in einen falschen Satzzusammenhang gestellt. Er hat behauptet, ich hätte ihn damit erpresst. Ich habe nur an ihn appelliert, Gerechtigkeit walten zu lassen und nicht zweierlei Maß aufzuziehen. Und ich habe ihm gesagt, dass ich es als das ungleich schwerer Wiegende ansehe, was die Vermischung persönlicher und politischer Interessen anbelangt, wenn man den Lebensgefährten zum Senator macht, als wenn man ihn zur persönlichen Referentin macht. Das war alles. (. . .) Ich bin selbst erstaunt darüber, dass Herr Ole von Beust es eben in die Öffentlichkeit gebracht hat. (. . .) Ich denke, das ist intim, wenn man sich duzt, und wir hatten ein quasi freundschaftliches Verhältnis, Ole von Beust und ich. Und es ist legitim, wenn so ein Gespräch stattfindet, um das Ole von Beust selbst gebeten hatte, so ein Gespräch auch offen zu führen. Und er hat mir gegenüber aus seiner Homosexualität nie einen Hehl gemacht. Roger Kusch hat es auch nicht getan. (. . .) (dpa)