Kommentar

Der New Yorker Künstler Jeff Koons wird seine riesigen Gummi-Enten nun doch nicht zwischen zwei Kränen über dem Kiez baumeln lassen. Als Bausenator Mario Mettbach gestern seine umstrittenen Spielbuden-Pläne auf einer überraschend einberufenen Pressekonferenz abrupt aufgab, war das für ihn, der über Monate an den in der Bevölkerung umstrittenen Koons-Kränen festgehalten hatte, ein politisches Begräbnis erster Klasse. Gewiss, Kunst ist nicht jedermanns Sache - und Koons-Krähne schon mal gar nicht. Es ehrt jedoch den Senator, dass er trotzdem aus innerer Überzeugung so lange an dem Projekt festhielt. Hamburg hätte mit dem Werk von Koons internationale Akzente setzen können. Seinen plötzlichen Sinneswandel, die späten Bedenken begründet der Schill-Politiker mit der Einsicht, ein solch bedeutendes Projekt dürfe ein verantwortungsvoller Volksvertreter nicht gegen den vielfach bekundeten Willen der Bevölkerungsmehrheit durchsetzen. Schön wärs. Wenns so wär. Zweifel sind angebracht. Denn die Absage des Koons-Projektes ist nicht nur Mettbachs zweite politische Schlappe in nur einer Woche. Da hatten ihm die starken Männer des Senats, die Senatoren Peiner und Uldall, kräftig eingeheizt und die Verlegung des Rosengartens durchgesetzt - obwohl der Schill-Politiker zuvor öffentlich getönt hatte, das sei mit ihm nicht zu machen. Hat ihm jetzt Ronald Schill bedeutet, wo Barthel den Most holt? Der Innensenator braucht nämlich selber dringend die Solidarität der Schill-Fraktion, die man mit dem Koons-Projekt womöglich überstrapaziert hätte - in der Affäre um seinen ins Trudeln geratenen Staatsrat Wellinghausen. Mettbach bestreitet das. Er gibt aber auch zu, dass Schill ihm schon mehrfach deutlich gemacht habe, dass er die Koons-Krähne für Unfug halte. Oder anders: Wer als Adler startet, läuft Gefahr, als Suppenhuhn gelandet zu werden.