Familienstreit beigelegt. Ist jetzt der Weg frei für die Übernahme des Nivea-Produzenten Beiersdorf?

Hamburg. Die jahrelange Fehde in einer der reichsten Hamburger Familien ist beendet. Beim Kaffeeröster Tchibo kann Ruhe einkehren. Das Unternehmen, das fast vollständig in Familienbesitz ist, zahlt Günter Herz und dessen Schwester Daniela aus. Der Preis dürfte bei rund vier Milliarden Euro liegen - das wären 40 Prozent des Tchibo-Wertes. An den Details der Einigung werde noch gearbeitet, heißt es. Möglicherweise wird das nächste Familientreffen in Form einer Hauptversammlung am 1. Juli darüber endgültig entscheiden. Eine besondere Rolle bei der überraschenden Einigung des ebenso zerstrittenen wie öffentlichkeitsscheuen Clans wird Mutter Ingeborg Herz zugeschrieben. Sie wollte offenbar endlich Ordnung im Hause haben. Und die Gelegenheit schien günstig. Zum einen hat Tchibo mit dem neuen Chef Dieter Ammer einen familienfremden Manager, der das Unternehmen unabhängig von dem Familienzwist lenken wird. Zum anderen hat Tchibo ein großes Problem, von dem Firmen nur träumen können: sechs Milliarden Euro Bargeld in der Kasse, die noch nicht wieder investiert werden konnten. Dieses Geld stammt aus dem Verkauf der 75-Prozent-Mehrheit an dem Hamburger Zigarettenhersteller Reemtsma an die britische Imperial Tobacco. Aus diesen Milliarden könnte man jetzt den 62-jährigen Günter Herz auszahlen. Günter Herz hält mit seiner Schwester Daniela und dem Hamburger Wirtschaftsprüfer Otto Gellert knapp 40 Prozent an der Tchibo-Holding, seine Brüder Michael, Wolfgang und Joachim Herz 50,5 Prozent, Mutter Ingeborg 9,9 Prozent. Nach dem Ausscheiden von Günter Herz dürfte die Familie ihre Anteile neu ordnen, einen Teilhaber von draußen braucht sie angesichts der üppigen Finanzlage nicht. Vor Jahren führte Günter Herz selbst das Unternehmen, war aber nach Streitigkeiten von seinem drei Jahre jüngeren Bruder Michael aus der Geschäftsführung gedrängt worden und gehört zurzeit nicht dem Tchibo-Aufsichtsrat an. Tchibo wird seit langem nachgesagt, den Anteil (rund 30 Prozent) am Hamburger Nivea-Produzenten Beiersdorf aufstocken zu wollen. Um die Mehrheit zu bekommen, müsste die Münchner Allianz-Versicherung sich von ihrem Beiersdorf-Anteil (gut 43 Prozent) trennen. Und das will die Allianz auch, wenn der Preis stimmt, heißt es. Das Geschäft könnte jetzt leichter zu Stande kommen, denn eine Voraussetzung war: Die Mehrheit an Beiersdorf sollte nicht vom Streit in der Familie Herz überlagert werden.