Neue Bankkarten können im Urlaub böse Überraschungen bereithalten. Wie man mit Kreditkarten weltweit günstig Geld abheben kann.
Hamburg. Wenig Bargeld, aber zwei Arten von Plastikgeld: Das war bisher der ultimative Tipp für die Reisekasse. Wer das beherzigte, musste sich keine großen Gedanken machen. Doch gilt die Faustformel auch noch in diesem Jahr, wenn in manchem europäischen Land die Schließung der Banken wegen der Schuldenkrise droht?
"Wir raten Griechenland-Urlaubern, die sich selbst versorgen und etwas auf eigene Faust unternehmen, etwas mehr Bargeld mitzunehmen", sagt Anja Braun, Sprecherin des Reiseveranstalters TUI. "Für andere Länder geben wir zwar eine solche Empfehlung nicht, aber in Griechenland ist eine plötzliche Währungsumstellung zu einem realen Szenario geworden."
+++ Neue Bankkarten können im Urlaub für böse Überraschungen sorgen +++
Was für die Urlaubsvorbereitung sonst noch wichtig ist
Auch Verbraucherschützer sehen für andere Länder, etwa Spanien, noch keinen Währungsalarm. "Wer sich dann sicherer fühlt, kann zwar etwas mehr Bargeld mitnehmen, aber bei Spanien sehe ich dafür keine Notwendigkeit", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Doch neben der Euro-Krise gibt es noch andere Gründe, bei der Zusammenstellung der Reisekasse etwas genauer hinzusehen, um nicht im Ausland ohne Geld dazustehen, wenn Ende dieser Woche in Hamburg die Schulferien beginnen. Die Banken haben nämlich neue Girocards (ehemals die EC-Karte) ausgegeben, die nicht mehr weltweit einsetzbar oder für die Verwendung in bestimmten Regionen gesperrt sind. "Das kann zu bösen Überraschungen im Urlaubsland führen", sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest.
Erkennbar sind die neuen Karten an dem Schriftzug V-Pay, der sich zum Beispiel auf den Bankkarten von Postbank, Comdirect oder Targobank findet. Insgesamt wurden bis Ende 2011 elf Millionen dieser Karten ausgegeben. Die Geldinstitute begründen den Einsatz mit höherer Sicherheit, da die Transaktionen mit Chip und PIN abgewickelt werden und so der Betrug mit gefälschten Karten verhindert wird. Da weltweit nicht alle Geldautomaten für diese Technik ausgerüstet sind, kann man mit der V-Pay-Karte nur in Europa und der Türkei abheben, nicht aber in den USA oder Chile.
Als Alternative verweist die Postbank auf ihre Sparcard. "Damit können an über 1,9 Millionen Geldautomaten bis zu 2000 Euro pro Monat gezogen werden", sagt Ralf Palm von der Postbank. Zehn Abhebungen pro Jahr sind kostenlos. Ab dem elften Mal wird es mit 5,50 Euro recht teuer. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass lokale Geldautomatenbetreiber zum Beispiel in den USA oder Thailand auch schon vorher Gebühren dafür verlangen. Dies wird jedoch in der Regel vor der Abhebung angezeigt. Ein ähnliches Produkt bietet auch die Deutsche Bank an.
Auch ohne V-Pay-Symbol kann es Einschränkungen bei der Girocard geben. So hat die Deutsche Bank den Verfügungsrahmen ihrer Kunden außerhalb Deutschlands auf null gesetzt. "Wer die Karte bei Fernreisen einsetzen will, muss sein Limit zunächst erhöhen lassen", sagt Christoph Blumenthal von der Deutschen Bank. Das gehe notfalls auch noch vom Urlaubsort aus über die Telefonnummer 00491818-1000. Auch die Sparda-Bank Hamburg hat für ihre Girocards außerhalb Europas nur ein eingeschränktes Limit von 100 Euro pro Tag. "Die Kunden können aber höhere Summen beantragen", sagt Bank-Sprecher Dieter Miloschik. Dagegen gibt es für die Kunden der Hamburger Sparkasse keine Einschränkungen beim Einsatz ihrer EC-Karte.
Außer über die Einsatzgebiete sollte man sich über die Limits informieren, also wie viel Geld aus dem Automaten gezogen werden kann. Nach Angaben der Postbank sind das pro Tag 1000 Euro, innerhalb von sieben Tagen aber maximal 1500 Euro. Für Einkäufe mit der Girocard gilt ein Limit von 2000 Euro pro Woche.
Die Beschränkungen sind von Bank zu Bank unterschiedlich. Bei der Haspa sind sie sehr großzügig ausgelegt. Doch im Ausland gibt es am Automaten meist weniger, weil die Limits vom Geräteaufsteller festgelegt werden. "Die Erfahrungen zeigen, dass sich das Tageslimit bei rund 500 Euro bewegt", sagt Haspa-Sprecher Andre Grunert. Mehr Sicherheit bringt ein zweites Zahlungsmittel im Urlaub. "Nur wer einen Pauschalurlaub in Europa 'all inclusive' bucht, kann darauf verzichten", sagt Backofen. Gut sei auch, wenn der Reisepartner die Karte von einem anderen Anbieter hat als man selbst, also dass man zusammen über Kreditkarten von Visa und MasterCard verfügen kann. "Ungewohnt ist für viele, dass im Ausland zunehmend zur Kreditkarte die PIN abgefragt wird", sagt Backofen. "Die sollte man parat haben." Manche Geldautomaten fragen, wie die Transaktion verbucht werden soll - in Euro oder in Landeswährung. "Die letztere Möglichkeit ist meist günstiger", erklärt die Expertin.
Reiseschecks sind eine Alternative zum Bargeld und vor allem außerhalb der touristischen Zentren geeignet, wo in der Regel kaum Plastikgeld akzeptiert wird. Die Schecks kosten ein bis zwei Prozent vom Kaufbetrag. Gehen sie verloren oder werden gestohlen, erhalten Urlauber innerhalb von 24 Stunden kostenlos Ersatz. Reiseschecks in Landeswährung werden meist ohne Zusatzkosten akzeptiert, sonst fallen weitere Provisionen an.
Manche Überraschung kommt erst nach dem Urlaub, wenn man die Kontoauszüge kontrolliert. Während in Deutschland die Gebühren an fremden Geldautomaten gesunken sind, wird es im Ausland häufig teuer. Innerhalb Europas ist die Girocard für die Geldbeschaffung meist günstiger als die Kreditkarte. Dennoch muss mit Gebühren von bis zu sechs Euro pro Abhebung gerechnet werden. Sparen können Urlauber, wenn die eigene Bank einen Kooperationspartner im Ausland hat. So können Kunden der HypoVereinsbank kostenlos an allen Automaten der UniCredit abheben, die Filialen in Italien und dem osteuropäischen Raum besitzt. Auch die Deutsche Bank hat Kooperationspartner in Italien und den USA.
+++ Was für die Urlaubsvorbereitung sonst noch wichtig ist +++
Doch es gibt Kreditkarten, mit denen man weltweit kostenlos Geld abheben kann. Solche Karten bieten die Deutsche Kreditbank (DKB), Comdirect und die ING-DiBa an. Allerdings ist dafür ein Girokonto bei den Instituten die Voraussetzung. "Ob also Giro- oder Kreditkarte für die Geldbeschaffung günstiger ist, kann nicht mehr generell gesagt werden", sagt Backofen. Ein Trost bleibt aber: Das Einkaufen mit der Girocard im Euro-Raum kostet keine zusätzlichen Gebühren.