Alarmierende Zahlen im Drogenbericht: Bei den Todesfällen durch den Konsum des Drogenersatzstoffs liegt Hamburg an der Spitze.

Hamburg. Nirgendwo gibt es so viele Todesfälle durch die alleinige Einnahme von Methadon wie in Hamburg. An dem Drogenersatzstoff starben in der Hansestadt vergangenes Jahr 16 Menschen, wie der Drogensucht-Bericht 2012 zeigt. Im Vergleich: Im Stadtstaat Berlin waren es sechs Tote. Auch alle anderen Bundesländer haben in dieser Kategorie maximal sechs Todesfälle zu beklagen.

+++Arzt nach Kritik an Methadon-Vergabe in Hamburg verklagt+++

Anders ist das allerdings bei den Todesfällen, die durch Methadon und die gleichzeitige Einnahme sonstiger Drogen hervorgerufen wurde: Hier belegt Hamburg mit zehn Fällen "nur" noch bundesweit den fünften Platz. Berlin ist hier mit 44 Fällen trauriger Spitzenreiter.

+++Todesfälle durch alleinige Methadoneinahme im Bundesvergleich+++

Trotzdem ist die Zahl in Hamburg alarmierend: Von insgesamt 57 Drogentoten sind 26 Todesfälle zusammen mit Methadon verursacht worden. Das ist beinahe die Hälfte. Dafür ist die Zahl der Heroin-Toten rückläufig.

Die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) schätzt die Zahlen der Methadon-Toten in Hamburg als problematisch ein. Es müsse alles getan werden, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und Abhilfe zu schaffen, teilte die Gesellschaft mit. Grundsätzlich halte sie die Substitutionsmedizin in der Hansestadt aber für einen Erfolg.

+++Junkies wählen "Hamburgs lockerste Methadon-Ärzte"+++

Die Hamburger Gesundheitsbehörde zweifelt die Aussagekraft des Berichtes an und weist auf die hohe Anzahl der Patienten in Hamburg hin, die mit Methadon behandelt werden. Bezogen auf die Bevölkerung seien das mit 4.500 Menschen deutlich mehr, als in den anderen Bundesländern.

Grund für die Todesfälle sei unsachgemäßer Konsum und illegale Beschaffung, ist der Pressesprecher der Behörde, Rico Schmidt, überzeugt. Daher haben die Zahlen keine Konsequenzen für das Substitutionsprogramm. Natürlich komme es bei der hohen Anzahl der Patienten auch zu Missbrauch - das könne nie ganz ausgeschlossen werden. "Dass da mal was passieren kann, das ist leider so", sagt Schmidt. Insgesamt werden rund 1,6 Millionen Dosen im Jahr an Patienten ausgegeben, das berge Risiken.

Nach Auskunft des Rechtsmedizinischen Instituts des UKE könnte die hohe Zahl in Hamburg mit der vergleichsweise gründlichen Drogenstatistik und den Erkenntnissen aus vielen Obduktionen zusammenhängen. Dies sei - so die Einschätzung des Instituts - in anderen Bundesländern anders.

Dennoch ist die hohe Zahl der Methadon-Toten in Hamburg auffällig, gerade vor dem Hintergrund des tragischen Todes der kleinen Chantal aus Wilhelmsburg. Erst vor kurzem wurde in diesem Zusammenhang Kritik gegen die Vorgehensweise und die zu "laxe" Weitergabe von Methadon in Hamburg von Dr. Ingo Rempel, Vorsitzenden des Dachverbandes substituierender Ärzte Deutschlands (DSÄ), laut. Er warf der Kassenärztlichen Vereinigung in Hamburg nicht rechtmäßiges Vorgehen bei der Weitergabe der Ersatzdroge vor. Inzwischen hat die Kassenärztliche Vereinigung in der Auseinandersetzung das Gericht eingeschaltet.