Entwürfe für Loft- und Dachgeschosswohnungen ausgezeichnet. Historisches Quartier soll Verbindung zwischen HafenCity und Innenstadt werden.

Hamburg. Es ist 26 Hektar groß und lässt Touristen und Hamburger gleichsam schwärmen: Die Speicherstadt ist das Backstein-Herz von Hamburg. "Wie schön wäre es, könnte man dort leben", mag sich mancher denken. Jetzt rückt diese Vision – wieder einmal – näher: "Wohnen in der Speicherstadt" heißt ein Ideenwettbewerb, den die Behörde für Stadtentwicklung und die HHLA gemeinsam ausgerichtet haben. Am Mittwoch Abend wurden die ersten fünf Preise übergeben, in Speicherblock L, wo im Rahmen des Architektursommers alle Entwürfe bis Ende Juni ausgestellt werden.

Seit 1991 steht die Speicherstadt unter Denkmalschutz, die jetzt vorgelegten Entwürfe zeigen, wie großzügig es sich in dem einzigartigen Ensemble aus dem späten 19. Jahrhundert leben ließe. Die Speicherstadt habe eine wichtige Funktion als "Trittstein zwischen historischer Innenstadt und HafenCity", so Oberbaudirektor Jörn Walter bei der Vergabe der Preise im Wert von insgesamt 70.000 Euro. Er lobte die Kreativität der Entwürfe. Die Arbeiten zeigen, dass sich wegen der außergewöhnlichen Geräumigkeit vor allem Loftwohnungen in den unteren Geschossen und Maisonettewohnungen im Dachgeschoss anbieten.

Bei 100 bis 200 Quadratmeter großen Wohnungen bleibt der Charakter der Speicher erhalten. Der außergewöhnliche Standort müsse im Rahmen einer Sonderimmobilien-Vermarktung gewürdigt werden, war man sich einig. Von günstigen Mieten oder Kaufpreisen ist da nicht auszugehen, zumal die Speicherstadt als historisches und innenstadtnahes Refugium einzigartig ist. Walter schwärmte von einem "einmaligen historischen Ambiente in zentralster Lage". Architekt und Jury-Mitglied Volkwin Marg erinnerte an die Ursprünge der Speicherstadt, für die vor 130 Jahren die Bewohner des Wandrahmviertels weichen mussten - jetzt kehrten die Bewohner eben wieder zurück.

Denn schon bald soll das Wohnen dort möglich sein. Die Entlassung der Speicherstadt aus dem sogenannten Hafenentwicklungsgesetz ist bereits in Vorbereitung, hieß es am Mittwoch abend. Die Stadtentwicklungsbehörde erarbeitet gerade gemeinsam mit der HHLA und dem Denkmalschutzamt der Kulturbehörde ein „Entwicklungskonzept Speicherstadt“. Dass dieser Plan bereits seit Jahrzehnten diskutiert wird, macht skeptisch. Aber vielleicht wird diesmal ja wirklich etwas aus dem Traum vom Wohnen in der Speicherstadt.

Info: Alle 127 eingereichten Arbeiten werden im Speicherblock L, Am Sandtorkai 36a im ersten Boden in einer großen Ausstellung auf 360 Quadratmeter präsentiert. Das Highlight der Ausstellung ist ein im Maßstab 1:1 aufgeklebter Wohnungsgrundriss. Dieser Entwurf macht die Dimensionen der vorgeschlagenen Wohnungen anschaulich und besser erlebbar. Die kostenlose Ausstellung ist montags, mittwochs und freitags bis sonntags von 12 bis 19 Uhr geöffnet, donnerstags von 12 bis 20 Uhr. Sie ist Teil des Hamburger Architektursommers 2012.