Im Vorfeld des Neonazi-Aufmarsches am 2. Juni bilden Schauspieler, Kirchenleute, Politiker, Sportler und Gewerkschafter neues Bündnis.

Hamburg. Klares Signal gegen Rechts: Mit einer „Hamburger Erklärung“ wendet sich ein breites Bündnis gegen Neonazis und Rassismus. Die Initiatoren rufen zugleich zu Protestaktionen gegen den geplanten Aufmarsch von Rechtsextremen am 2. Juni in der Hansestadt auf. Die Erklärung unter dem Motto „Für eine solidarische Gesellschaft – gegen Neonazis und Faschisten!“ haben nach Angaben der Initiatoren mehr als 200 Vertreter etwa von Gewerkschaften, Kirchen, Kultur, Sport, Politik und Vereinen unterzeichnet – darunter der Musiker Jan Delay, die Schauspieler Nina Petri und Rolf Becker, Bischöfin Kirsten Fehrs sowie Erzbischof Werner Thissen.

+++Scholz ruft zur Kundgebung gegen Neonazis auf+++

„Wir treten mit dieser Aktion öffentlich gegen nationalsozialistische und faschistische Umtriebe ein, und ich rufe alle Hamburgerinnen und Hamburger auf, es uns gleichzutun“, sagte ver.di-Landeschef Wolfgang Rose am Mittwoch. „Demokratie ist keine Privatangelegenheit und findet nicht nur alle vier Jahre bei Wahlen statt.“ Die Beteiligung am Protest sei „eine demokratische und historische Pflicht“, betonte Rose.

Der Schauspieler Becker erklärte: „Mir geht es um die Umsetzung dessen, was hier formuliert wird – die Verbreitung und Konkretisierung.“ In der Erklärung heißt es unter anderem: „Wir treten ein gegen die menschenverachtende und antidemokratische Programmatik extrem rechter, neonazistischer Gruppierungen und Parteien (...). In den letzten 20 Jahren haben sie mehr als 140 Menschen umgebracht. (...) Wir werden nicht zurückweichen vor den Einschüchterungsversuchen und Gewaltdrohungen von rechts, die wir auch in Hamburg auf vielen Ebenen deutlich erkennen.“

Auslöser für die Erklärung sei die zunehmende Diffamierung von Menschen und Institutionen, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten einsetzen, erklärten die Initiatoren, darunter der Flüchtlingsrat Hamburg. Im Januar sei auf einer Neonazi-Website ein langer Hetzartikel gegen sie erschienen – mit Nennung von Namen und Anschrift. Das lese sich „wie eine Aufforderung, gegen diese Menschen persönlich vorzugehen“, sagte Rose.

Unter dem Motto „Hamburg bekennt Farbe – für Demokratie, Toleranz und Vielfalt!“ haben auch die Hamburgische Bürgerschaft und der SPD-Senat zum Protest gegen den Neonazi-Aufmarsch aufgerufen. Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ plant ebenfalls Aktionen, und der Fußballclub FC St. Pauli organisiert einen „Lauf gegen Rechts“. Gerade im Sport gebe es starke Umtriebe im rechtsradikalen Bereich, sagte Sven Brux, der Leiter Organisation und Sicherheit beim FC St. Pauli. Weite Teile der Pauli-Fans würden sich am Protest beteiligen. Er sei überzeugt, „dass der Nazi-Aufmarsch zum Desaster wird“. (HA, dpa)