Hamburgs Uni hat ein Recht zu erfahren, was auf sie zukommt.
Das ist weit mehr als ein Aufschrei der Universität, die sich von Hamburgs Regierung finanziell schlecht behandelt fühlt. Dies ist ein Aufstand, eine Art Meuterei der höchsten Uni-Etage. Eine Aufkündigung des politischen Friedens. Der galt über Jahrzehnte trotz der zeitweise höchst schmerzhaften Phasen, in denen Hamburgs Uni zu spüren bekam, dass eine - oft notwendige - Politik des Rotstifts nicht vor Wissenschaft und Lehre haltmachen kann. Dieser Friede ist Geschichte. Unter dem harmlosen Titel "Stellungnahme der Universität Hamburg zu den Kürzungsabsichten des politischen Senats" kündigt die Uni-Führung Grausamkeiten an, wenn Bürgerschaft und Senat nicht umsteuern: Uni-Museen und Botanischer Garten werden den Bürgern versperrt, die Nacht der Wissenschaft wird gestrichen, alle Verhandlungen über Ziel- und Leistungsvereinbarungen - das Zukunftskonzept der Uni - mit der Behörde abgesagt. Gefährdet seien 60 Professuren und bis zu 30 Fächer. Starke Worte. Selbst wenn man den üblichen Theaterdonner bei politisch kalkulierten Aktionen abzieht, bleibt ein Grundton, der Bürgermeister Olaf Scholz signalisieren muss: Hier hat er das erste gewichtige Problem seiner noch jungen Amtszeit.
Es reicht eben nicht, mit hehren Absichten die Streichung der auch bei den Uni-Chefs ungeliebten Studiengebühren anzukündigen. Ebenso klar und eindeutig hätte der Senat den Hochschulen beibringen müssen, was es in Euro bedeutet, wenn die Wissenschaftsbehörde "ihren Beitrag im Rahmen einer globalen Minderausgabe" leisten muss. Die Beteuerung der Wissenschaftssenatorin, Hamburg bleibe eine "leistungsfähige Wissenschaftsstadt", ist so dürftig, dass sie eher verschreckt als offenbart, was wirklich geplant ist.
Hinter der scharfen Reaktion der Hamburger Uni steckt zudem eine persönliche Komponente. Dem Uni-Chef, Prof. Dieter Lenzen, war, als er vor gut einem Jahr von Berlin nach Hamburg wechselte, zugesagt worden, das Budget der Uni bleibe bis 2014 konstant. Jetzt sieht er sich getäuscht - auch wenn im Rathaus inzwischen andere das Sagen haben. Lenzen ist versiert genug, um zu wissen, dass der Aufschrei von gestern nicht das letzte Wort sein kann. Er wird über seinen Schatten springen, vor allem wenn der Bürgermeister Gesprächsbereitschaft zeigt. Dann könnte am Ende ein Kompromiss herauskommen, mit dem alle leben könnten: Professoren, Studenten - und Steuern zahlende Wähler.