Fünf Fragen, fünf Antworten: Willi Schulz

Hamburger Abendblatt:

1. Der HSV gibt in der öffentlichen Wahrnehmung ein schlechtes Bild ab. Welche Verantwortung trägt der Aufsichtsrat?

Willi Schulz:

Der HSV ist ein ruhmreicher Verein, da werden natürlich gewisse Ansprüche gestellt. Unsere Mitglieder sind mit einem durchwachsenen Ergebnis wie Platz sieben nicht zufrieden. Der Aufsichtsrat berät den Vorstand, urteilt über den Vorstand, aber er sollte dann auch schon über Fußball Bescheid wissen. Außer Sergej Barbarez und Ronald Wulff kennt sich aber beim HSV kein anderes Mitglied im großen Fußball aus. Man muss aber im heutigen Profi-Fußball wissen, was da läuft.

2. Als Sie in den HSV-Aufsichtsrat gewählt wurden, wollten Sie in einigen Jahren auf Augenhöhe mit dem FC Bayern sein. Wie weit ist der HSV heute von den Münchnern entfernt?

Der FC Bayern ist das Vorbild für Deutschland, eventuell für ganz Europa. Deswegen musste es unser Ziel sein, zu ihm aufzuschließen. Beim FC Bayern sitzt die geballte Fußball-Kompetenz im Vorstand. Das ist der gravierende Unterschied. Da kann ich von oben bis in die Jugendabteilung gehen - bis ich da unten ankomme, muss ich an acht Weltmeistern vorbeimarschieren. Sie sind im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich die Nummer eins. Ich würde immer sagen: Macht es wie die Bayern. Aber man muss ganz fair feststellen, dass wir im Moment sehr weit vom Rekordmeister entfernt sind.

3. War es ein Fehler, in dieser Saison keinen Sportchef installiert zu haben?

Die Aufgaben eines Sportchefs beim HSV sind so vielschichtig, die kann ein Mensch allein eigentlich gar nicht bewältigen. Das habe ich damals schon Dietmar Beiersdorfer gesagt. Ohne Sportchef geht es erst recht nicht. Das ist die Wahrheit. Ohne Sportchef waren Bernd Hoffmann und Katja Kraus, die auf ihren Gebieten wirklich sehr gute Arbeit leisten, schlicht überfordert.

4. Jetzt ist der FC St. Pauli aufgestiegen. Droht dem HSV vom Millerntor eine Gefahr?

Wenn wir die Erwartungen in der neuen Saison wieder nicht erfüllen, dann könnte es passieren, dass die Stimmung in der Stadt umschlägt, dass uns St. Pauli von der Stimmungslage her auf einmal recht wehtut.

5. Mit Armin Veh als Trainer und Bastian Reinhardt als Sportchef hat der HSV nun zwei Lücken geschlossen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Nachdem so lange gesucht worden ist, bin ich von diesen Lösungen ein wenig überrascht. Basti Reinhardt ist ein Neuling auf diesem Gebiet, ich wünsche ihm Glück. Und Armin Veh ist mit dem VfB Stuttgart Meister geworden und zuletzt in Wolfsburg gescheitert. Ihm wünsche ich, dass er wieder an seine gute Stuttgarter Zeit anknüpfen kann.