Die zwei kunstvoll gestalteten Skulpturen stehen vor dem Museum für Völkerkunde. Am Sonnabend werden sie offiziell geweiht.

Hamburg. Hamburg bekommt einen echten balinesischen Hindu-Tempel. Die zwei kunstvoll gestalteten Skulpturen stehen vor dem Museum für Völkerkunde und werden am Sonnabend den 22. Mai von dem obersten Hindu-Priester von Bali, Ida Bhagawan Dwija, offiziell geweiht. Nach Angaben des Museums hat Hamburg damit den bundesweit ersten öffentlichen Hindu-Tempel für Balinesen. Nach der Weihe-Zeremonie feiert das Museum ab 14.30 Uhr ein Tempelfest mit Tänzen, traditioneller Musik und einem Kinderprogramm. Seit Jahrzehnten ist die Kultur der Inselwelt Südostasiens ein Schwerpunkt des Hamburger Völkerkundemuseums an der Rothenbaumchaussee.

Im Sommer vorigen Jahres hat der balinesische Baumeister Nyoman Artana zwei Naturstein-Skulpturen fertiggestellt und auf der umfriedeten Fläche vor dem Museum aufstellen lassen. Ein Priester hatte das Gelände zuvor auf seine spirituelle Eignung untersucht. Die Skulpturen hatte der Baumeister auf Bali mit religiösen Ornamenten vorgefertigt und dann nach Hamburg transportiert. Mit der Weihe ziehen nach hinduistischem Verständnis die Götter in den Tempel ein. Hindus aus Bali haben dann die Möglichkeit, ihre religiösen Feste zu feiern und ihren Göttern zu opfern. Traditionell zählen Blumen, bunte Reiskuchen, geflochtene Körbchen, aber auch Lebensmittel zu den Opfergaben.

Schätzungsweise 800 Balinesen leben in Deutschland, von denen etwa ein Drittel Kontakt zum Hamburger Museum hält. Im Unterschied zu Tempeln anderer Religionen hat der Hamburger Hindu-Tempel kein Dach. Dies sei auch deshalb nötig, weil der Tempel als Sitz der Götter nicht abgeschirmt werden dürfe, sagte Jeanette Kokott, Asien-Expertin des Museums. Die größere Skulptur symbolisiert den Aufbau der Welt: Auf dem Sockel mit Drachenwesen aus der Unterwelt steht die Mittelwelt der Menschen, auf der darüber die Götterwelt thront. Der Tempel soll auch weiterhin für Besucher zugänglich sein.

Bali ist die einzige hinduistische Insel Indonesiens. Geprägt ist sie von der Hindu-Dharma-Religion, die sich unterscheidet von dem Hinduismus in Indien, Sri Lanka oder Nepal. Balinesische Hindu-Feste hat das Völkerkundemuseum bereits in der Vergangenheit in seinem Prinzen-Haus gefeiert. Allerdings hätten religiöse Riten wie das Abbrennen von Räucherstäbchen das Museum immer wieder vor Probleme gestellt, sagte Kokott. Das alltägliche Leben auf Bali sei stark von der Religion geprägt.

Im vorigen Jahr war in Hannover Norddeutschlands größter Hindu-Tempel geweiht worden. Anders als in Hamburg bietet er der Hindu-Gemeinde aus Indien und Sri Lanka eine spirituelle Heimat. In Hamburg haben hinduistische Afghanen und Inder einen eigenen Tempel im Stadtteil Rothenburgsort. Eine Hindu-Gebetsstätte befindet sich auch im Internationalen Seemannsclub Duckdalben.