Bei der Prestige-Großbaustelle Elbphilharmonie bleibt gerade kein Stein auf dem anderen, man steht betroffen davor und sieht viele fundamentale Fragen nach Schuld und Sühne offen. Vor wenigen Tagen erst wurde ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss (PUA) eingesetzt, um die Sprengmeister der ständigen Kostenexplosionen unter den Aktenbergen und den Ausflüchten der politisch Verantwortlichen wieder herauszugraben. Weder Senat noch die städtische Realisierungsgesellschaft und erst recht nicht die dramatisch überforderte Kulturbehörde wollen auch nur in der Nähe eines Schwarzen Peters gesehen werden; die nächste Wahl naht.
Zeitgleich mit dem PUA-Beginn machten neue Spekulationen über angedrohte Kostennachforderungen in Millionenhöhe die Runde, und jetzt hat Hochtief auch noch bei den komplexen Bauarbeiten für den Großen Konzertsaal geschlampt und die ohne Not demolierte Fassade des historischen Kaispeichers sogar noch verschlimmbessert. Das schreiben nun die in ihrer Berufsehre gekränkten Architekten Herzog & de Meuron - in einer Dokumentation über "akute Ausführungsmängel und Planungsdefizite". Und dann ist da ja auch noch die Klage der Stadt gegen den Baukonzern, weil der angeblich keinen ordentlichen Terminplan lieferte. Was der Baukonzern natürlich bestreitet.
Jeder gegen jeden also, und immer auf die Augen. Ideale Voraussetzungen für das Richtfest im Image-Notstandsgebiet, das nur als Farce enden kann. Gruppendynamisch jedenfalls ist für Ende Mai ein Fest zu erwarten: Die Streitparteien wünschen sich ein fröhliches "Prösterchen!", während ihre Anwälte kurz die Paragrafen-Keulen ruhen lassen und den Richtsprüchen des Poliers lauschen. Kein Richtfest, das brächte dem Bau viel Unglück, so der Aberglaube. Andererseits: Kann es noch schlimmer kommen?