Größer könnten die Gegensätze kaum sein. Während Berlin noch den Abstieg von Hertha BSC beweint, feiert Hamburg den Aufstieg des FC St. Pauli und darf sich mit nunmehr zwei Erstliga-Teams mit dem inoffiziellen Titel der deutschen Fußball-Hauptstadt schmücken.
Es ist ein erstaunlicher Sprung ins Oberhaus. Vor der Saison galt der Kiezklub eher als Anwärter für einen Mittelfeldplatz. Mindestens sieben Konkurrenten hatten höhere Etats, namhaftere Profis. Der Erfolg gelang, weil Trainer Holger Stanislawski den Systemwechsel wagte. Ausgerechnet er, der früher wie kaum ein Zweiter für das rustikale Kampfspiel des FC St. Pauli stand, verordnete seiner Mannschaft einen feinen Offensivfußball mit vorwiegend deutschen Spielern, unter ihnen Talente wie Naki und Oczipka.
An diesem Kurs muss der FC St. Pauli auch in der Bundesliga festhalten. Sicher, es werden Rückschläge kommen, wenn die Gegner nicht mehr Paderborn oder Ahlen heißen, sondern Bayern oder Schalke. Der Klub, der oft genug an der Klippe zur Insolvenz stand, darf dennoch keine unverantwortlichen Risiken eingehen. Klassenkampf gehört zur Alternativ-DNA des Klubs - nur darf es nicht wie 2001 ein Kampf um die Klasse mit allen Mitteln werden. Dass auch mit bescheidenen finanziellen Mitteln in der Bundesliga etwas geht, zeigt der SC Freiburg. Die Breisgauer haben mit dem kleinsten Etat der Liga die Liga erhalten. Und die große Hertha? Die ist abgestiegen.