Hamburg. Der Markt im Herzen Altonas ist sehr beliebt. Aber Musiker werden – anders als früher – nicht auftreten. Das sei „sehr ärgerlich“.
Die Weihnachtsmarkt-Saison hat gerade erst begonnen, doch bei Uwe Bergmann, der mit seiner Bergmanngruppe in und um Hamburg sieben Märkte veranstaltet, ist die Festtagsstimmung getrübt. Auf dem beliebten Markt in Ottensen wird es in diesem Jahr keine Livemusik geben. Der Grund: zu hohe GEMA-Gebühren.
„Das ist sehr ärgerlich – ich kann diese GEMA-Gebührenrechnung nicht nachvollziehen. Das geht vielen in der Branche so. Die Kosten übersteigen bei Weitem die Honorare der Künstlerinnen und Künstler“, sagt Bergmann. „Daher werden wir Livemusik auf dem Weihnachtsmarkt in Ottensen nahezu ausschließen. Wir haben zwei, drei Kinderdarbietungen bereits zugesagt. Die werden wir auch durchführen. Ansonsten ist es einfach nicht finanzierbar“, sagt der erfahrene Eventveranstalter dem Abendblatt.
Weihnachtsmarkt in Ottensen verzichtet auf Livemusik – Kritik an GEMA
Bergmann ärgert sich vor allem über die Regularien, wie die Gebühren für Veranstaltungen erhoben werden. „Die Menschen wollen Livemusik auf Straßenfesten und Weihnachtsmärkten. Das haben wir über Umfragen klar erhoben. Aber wenn ich beispielsweise in Ottensen an allen Tagen ein Live-Programm auf der Bühne hätte, wären wir bei Kosten in Höhe von 30.000 Euro“, sagt er.
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Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) kommt immer dann ins Spiel, wenn Veranstalter Musik öffentlich aufführen, wiedergeben oder vervielfältigen. Dafür müssen Veranstalter einen gewissen Betrag zahlen.
Auf Abendblatt-Anfrage gibt die GEMA an, dass sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert haben. „Grundsätzlich unterscheidet die GEMA zwischen Tagen mit Veranstaltungscharakter (Bühnenprogramm) und Tagen, an denen lediglich Hintergrundmusik gespielt wird. An Tagen mit Veranstaltungscharakter berechnet sich der Preis anhand der Veranstaltungsfläche. Bei Hintergrundmusik ist die Anzahl verwendeter Lautsprecher ausschlaggebend“, sagt ein GEMA-Sprecher.
Weihnachtsmarkt Hamburg: So werden die Gebühren der GEMA erhoben
Keine Rolle bei den Kosten spielt dagegen der Songtitel. „Wonderful Dreams“ von Melanie Thornton kostet zum Beispiel genauso viel wie „Last Christmas“ von der Gruppe Wham!. „Die Lizenzvergütung ist unabhängig von den gespielten Liedern“, so der GEMA-Sprecher weiter. Sie berechnet sich wie oben beschrieben nach Veranstaltungsfläche oder Anzahl der Lautsprecher. Einzige Ausnahme ist Musik, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt ist und somit „GEMA-frei“ ist.
Für Veranstaltungen, bei denen nur GEMA-freie Musik zu hören ist, wird keine Lizenzvergütung berechnet. „Die Veranstaltung muss trotzdem vorab angemeldet werden. Die GEMA prüft dann, ob tatsächlich nur freie Musik gespielt wurde. ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘ ist im Original etwa nicht mehr urheberrechtlich geschützt“, erklärt der GEMA-Sprecher. Für die GEMA, die die Künstler vertritt, ist die Beschwerde der Veranstalter über die Kosten verständlich. Allerdings stellt die Rechte-Gesellschaft auch klar: „Die GEMA setzt sich dafür ein, dass die Menschen, die diese Musik geschaffen haben, am wirtschaftlichen Erfolg der Weihnachtsmärkte beteiligt werden – schließlich tragen sie einen wesentlichen Teil dazu bei.“
Während in Ottensen erneut auf Livemusik verzichtet wird, stellt sich die Frage für den wohl bekanntesten Weihnachtsmarkt in Hamburg auf dem Rathausmarkt nicht. „Wir nutzen schon seit Jahren keine GEMA-Musik mehr“, sagt eine Sprecherin des Veranstalters Roncalli auf Abendblatt-Nachfrage.
Weihnachtsmarkt in Ottensen: Veranstalter nennt GEMA-Regularien „realitätsfern“
Uwe Bergmann betont, dass Musiker und Musikerinnen sehr wohl für ihre künstlerischen Leistungen Geld bekommen sollen. Aber er macht keinen Hehl daraus, dass er die Bemessungsgrundlage der GEMA für „aus der Zeit gefallen“ hält. „Die GEMA versteckt sich hinter ihren Regularien. Es ist realitätsfern, dass eine ganze Fläche einer Veranstaltung berechnet wird, wenn nur an einem gewissen Ort die Musik gespielt wird. Warum wird nicht berücksichtigt, wie viele Menschen auf einer Veranstaltung sind? Ich wünsche mir eine realitäts- und praxisnahe Anpassung der Regularien der GEMA“, sagt der Hamburger Veranstalter.
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An den Buden und Karussells auf den Weihnachtsmärkten der Bergmanngruppe wird es derweil weiterhin Musik „auf Zimmerlautstärke“ geben, sagt Bergmann. Für die GEMA-Kosten dort müssen die jeweiligen Betreiber aufkommen. Während die Rechtegesellschaft in den vergangenen Jahren bei Weihnachtsmärkten immer mal wieder ein Auge zugedrückt habe, erwartet der Eventprofi in diesem Jahr verstärkt Kontrollen. „Die GEMA hat die Weihnachtsmärkte für sich entdeckt. Das ist wirklich schade, weil der Atmosphäre dort ohne Livemusik ein Teil des Charmes genommen wird“, so Bergmann.