Hamburg. Auf einem Grundschulhof wird ein Blindgänger entdeckt. Für die Feuerwehr beginnt ein komplizierter Einsatz – viele Nachtschwärmer betroffen.
Rund acht Stunden nach einem Bombenfund im Hamburger Schanzenviertel ist der Blindgänger um kurz nach Mitternacht erfolgreich entschärft worden. Die 500-Pfund-Weltkriegsbombe war am Sonnabend gegen 16 Uhr bei Sondierungsarbeiten rund um den Bahndamm an der Schanzenstraße auf dem Gelände der Grundschule Sternschanze an der Altonaer Straße entdeckt worden.
Da die Fliegerbombe möglichst zeitnah entschärft werden sollte, wurde gegen 19.40 Uhr die Evakuierung eingeleitet. Betroffen waren nach Angaben eines Feuerwehrsprechers rund 5000 Menschen, die in dem rund 300 Meter großen Sperrradius wohnen. Der Warnbereich betrug 500 Meter, der Luftraum wurde in einer Höhe von 1000 Metern ebenfalls gesperrt.
Im Sperrradius wurden Bewohnerinnen und Bewohner unter anderem über Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, die Häuser zu verlassen. Zwei Busse brachten die Menschen ab Lagerstraße 28 und Altonaer Straße/Ecke Schulterblatt im Pendelverkehr in die Notunterkunft im Gymnasium Allee an der Max-Brauer-Allee. Dort stand auch ärztliches Personal bereit.
Nach erfolgreicher Entschärfung der Bombe gegen 23.30 Uhr hoben Polizei und Feuerwehr sukzessive die Sicherheitsmaßnahmen auf. Für die Bewohner im Sperrbezirk bedeutete das, dass sie mitten in der Nacht wieder in ihre Wohnungen konnten.
Bombe im Schanzenviertel – Appell an Nachtschwärmer
Die Hochbahn musste zwischen Kellinghusenstraße und St. Pauli den Betrieb der U-Bahn-Linie U3 einstellen. Auch für die U2 fiel der Haltepunkt Schlump vorerst weg. In der Roten Flora wurde ein für den Abend geplantes Konzert der Band Fun Total abgesagt.
Da sich die Fliegerbombe unweit des Ausgehviertels Schanze mit unter anderem Tim Mälzers Restaurant Bullerei befand, rechneten die Einsatzkräfte gerade an einem Sonnabendabend mit erhöhtem Menschenaufkommen.
Aus diesem Grund veröffentlichte die Polizei auch einen Aufruf an potenzielle Nachtschwärmer. „Wir bitten alle, die auf dem Weg ins Schanzenviertel sind, umzukehren oder sich gar nicht erst auf den Weg zu machen“, hieß es beim Kurznachrichtendienst X. Dort informierte dann auch die Feuerwehr über den weiteren Verlauf der Entschärfung.
Auch für den Warnbereich galt ein grundsätzliches Betretungsverbot. Außerdem mahnte die Feuerwehr für diesen Radius „luftschutzmäßiges Verhalten“ an. Bedeutete: Fenster und Türen geschlossen halten, nicht im Freien aufhalten. Innerhalb des Warnradius mussten Menschen die Gebäude allerdings nicht verlassen.
Bombe im Schanzenviertel liegt in sechs Meter Tiefe
Ob die betroffenen Anwohner aus der Schanze die ganze Nacht in der Notunterkunft würden ausharren müssen, war zunächst unklar. „Die Evakuierung kann sich bis zu drei Stunden hinziehen“, sagte der Feuerwehrsprecher dem Abendblatt um 20.30 Uhr. Wann die Entschärfer zur eigentlichen Tat würden schreiten können, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.
Um kurz nach 20 Uhr war der Kampfmittelräumdienst damit beschäftigt, die in einem etwa sechs Meter tiefen Schacht liegende Bombe mit Heckzünder zu sichern. Später wurde die Entschärfung vorbehaltlich der abgeschlossenen Evakuierung für die Zeitspanne zwischen 23 und 23.15 Uhr geplant.
Dieses Vorhaben verschob sich dann allerdings ein weiteres Mal – auch, da ein Seniorenheim an den Sperrradius angrenzte und unter anderem noch zehn Liegendtransporte durchgeführt werden mussten. Gegen 23.30 Uhr war die Evakuierung endgültig abgeschlossen, sodass der Kampfmittelräumdienst mit der Entschärfung der Fliegerbombe beginnen konnte.