Hamburg. Warum Expertin Claudia Haupt von Kopfschutz für krabbelnde Kleinkinder abrät und in welchem Bereich Eltern lieber nachbessern sollten.
Eltern möchten ihre Kinder gern beschützen. Wenn Babys beweglicher werden und anfangen zu krabbeln, sich hochziehen und an Möbeln entlanghangeln, plumpsen sie regelmäßig wieder zu Boden. Und oftmals fallen sie auch einfach um.
Um sie zu schützen, zeichnet sich ein neuer Trend ab: Kindern sogenannte Baby-Schutzhelme aufzusetzen. So hat es auch der Hamburger Christopher R. gehandhabt, dessen Schwiegermutter sich Sorgen um ihr geliebtes Enkelkind gemacht hat. „Wir haben den Helm ihr zuliebe gekauft“, sagt der Hamburger, „damit sie beruhigt ist, dass sich ihr kleiner Liebling nicht verletzt.“
Hamburger Kinderärztin warnt: „Baby-Schutzhelme sind kontraproduktiv“
In Hamburg wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres 11.187 Babys geboren. Die potenzielle Kundschaft ist also groß. Verkauft werden die recht voluminösen Helme meist in Babymärkten und im Internet. Es gibt sie in bunten Farben mit niedlichen Applikationen, und sie kosten im Schnitt 50 bis 55 Euro.
Die Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin, Claudia Haupt, die auch im Abendblatt-Podcast „Die KinderDocs“ Eltern regelmäßig die wichtigsten Fragen zu Kindergesundheit beantwortet, hält von dieser neuen Mode allerdings überhaupt nichts. Die Vorsitzende des Landesverbandes der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte in Hamburg, die ihre eigene Praxis in Blankenese hat, sagt, diese neuen Schutzhelme seien sogar kontraproduktiv. „Sie behindern Kinder in ihrer Bewegungsfreiheit und ihrem Körpergefühl und schaden dadurch sogar eher.“
Sie fügt hinzu: „Grundsätzlich gilt, dass sich Kleinkinder beim Umfallen aus ihrer eigenen Körperhöhe nicht schwerwiegend verletzen. Das hat die Natur so eingerichtet.“
Wo die echten Gefahren für Eltern mit Kleinkindern lauern
Trügen Kleinkinder einen Schaumstoffhelm auf dem Kopf, dann hemme das sogar die Entwicklung. Natürlich sollten Eltern darauf achten, dass es keine spitzen Möbelkanten oder andere Gefahrenquellen wie ungeschützte Treppenabgänge gebe, die zu Verletzungen beim Kind führen könnten. Aber diese Helme seien nicht empfehlenswert.
Viel dramatischer seien hingegen Unfälle, die mit den immer beliebteren E-Lastenfahrrädern passieren, warnt die Kinderärztin. „Wir sehen immer mehr Kinder in der Praxis, die dabei schwere Kopfverletzungen erlitten haben.“ Denn viele Eltern setzten ihren Kleinkindern auf dem Lastenrad keinen Radhelm auf. Weil diese modernen Räder im Straßenverkehr aber sehr schnell unterwegs sind, seien auch die Verletzungen der ungeschützten Kinder bei Unfällen oft erheblich, berichtet die Ärztin. Das sei hochgefährlich.
Expertin appelliert an Eltern: Helm beim Radfahren tragen!
Claudia Haupt appelliert daher an Mütter und Väter, nicht nur selbst einen Helm zu tragen, sondern unbedingt auch dem Nachwuchs, der im E-Lastenrad sitzt, einen aufzusetzen.
- Hochbegabtes Kind aus Hamburg: Mason (8) ist so schlau wie Einstein
- Nach Prügelei auf Schulhof: Pflegevater erstattet Strafanzeige gegen Schule
- Kinder Hamburg: Warum Frauen keine Kinder wollen – Forscherin kennt die Gründe
Christopher R. bietet den Babyschutz-Helm inzwischen schon wieder zum Verkauf an. Der Grund: Sein Kind sei schon recht sicher auf den Beinen und der Helm habe auch ihn als Vater nicht wirklich überzeugt.