Hamburg. Das Jugendhaus in Altona, das rechter Hetze ausgesetzt war, erfindet sich neu. Leiter Martin Karolzcak über Gründe und Hintergründe.

Der Bauspielplatz Hexenberg in Altona, auch liebevoll „Baui“ genannt“, ist seit Jahrzehnten ein Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche im Quartier. Doch was wenige bisher wissen: Der „Baui“ hat einen neuen Namen, und auch die Art der offenen Kinder- und Jugendarbeit hat sich verändert.

Das Jugendhaus, das zuletzt im Fokus rechter Hetze stand, heißt von nun an B-You Aktivplatz. Zugleich wird konzeptionell etwas anders gearbeitet, das Bauen steht weniger im Vordergrund. Das hat auch mit dem Umzug der Einrichtung an den neuen Standort zu tun.

Hamburg-Altona: Warum der Bauspielplatz Hexenberg nun anders heißt

Denn dort, wo das Jugendhaus einst seinen Platz hatte, entsteht nun ein Wohnhaus mit Pilgerherberge der Kirche St. Trinitatis. Als Alternative ist auf der anderen Seite der Königstraße der Neubau für 1,57 Millionen Euro errichtet worden. „Wir haben hier aber weniger Platz“, sagt Martin Karolczak als Geschäftsführer des Vereins Gemeinwesenarbeit St. Pauli, der das B-You betreibt.

Bauspielplatz Hexenberg
An der Königstraße ist für 1,57 Millionen Euro ein neues Gebäude entstanden, in dem das B-You seinen Sitz hat. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Da das Bauen also weniger im Mittelpunkt steht und der Hexenberg nun auch auf der anderen Straßenseite liegt, wurde ein neuer Name gesucht und mit den Kindern und Jugendlichen erarbeitet. „Wir sind hier sehr international aufgestellt“, sagt Karolczak. Sprich: So bunt wie das Viertel in Altona ist auch das Publikum im B-You. Dementsprechend wurde ein Name gesucht, mit dem sich alle verstehen können.

B-You in Altona: Jugendhaus soll gendersensibler Möglichkeitsraum sein

„Der Bauspielplatz will ein Ort sein, an dem junge Menschen entlang eigener Themen und Interessen die Angebote der Einrichtung selbstbestimmt nutzen und gestalten können. Er möchte Möglichkeitsraum sein, der junge Menschen dazu auffordert, den eigenen Identitätsprozess gendersensibel zu entwickeln und Gendervarianzen darin zu erkunden“, heißt es im Leitbild der Einrichtung.

Letzteres sowie ein offenes Angebot für Trans*Kids war in einem Bericht von Russia Today aufgegriffen worden und hatte zu zahlreichen Hetzkommentaren geführt, wie Geschäftsführer Karolczak berichtete. Es blieb nicht bei Schmähungen im Netz, sondern kam auch zu einem Angriff auf die Einrichtung, die mit Parolen beschmiert wurde, wie Fotos belegen. Zudem wurde ein Hakenkreuz auf dem Rasen ausgelegt.

Der Träger ging in die Offensive, machte das öffentlich und erhielt von Politik und anderen Einrichtungen viel Unterstützung. Dabei ist das B-You nur ein Teil dessen, was der Verein GWA St. Pauli in den Bezirken Altona und Mitte leistet.

GWA St. Pauli unterstützt seit 1975 die Schwachen im Viertel

Der 1975 gegründete Verein bietet auch Beratungs- und Unterstützungsangebot sowie kulturelle Formate an. Laut Geschäftsführer arbeiten 39 Mitarbeiter für die Einrichtung. „Wir unterstützen die Schwachen“, erklärt Karolczak. Obwohl sich in den Quartieren rund um Altona-Altstadt und St. Pauli viel tue und grundsätzlich eine Aufwertung zu beobachten sei, fielen andere weiter ab.

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„Obwohl sich der Stadtteil so verändert, gibt es noch eine große Gruppe an Menschen, denen es nicht gut geht. Der Druck auf sie wird besonders groß, und die Armutsschere geht sehr auseinander“, berichtet Karolczak. Ein Thema, das den Träger und die Mitarbeiter derzeit sehr beschäftige, sei eine Essensversorgung der Kinder und Jugendlichen. „Wir stellen zunehmend fest, dass Kinder mit Hunger zu uns kommen“, berichtet der Geschäftsführer.

Hamburg-Altona: Verein beobachtet zunehmend hungrige Kinder

Auch Corona und die Folgen seien in den Familien bis heute spürbar. Dabei gehe es um psychische Belastungen und Vereinsamung. „Unsere Aufgabe ist es, die Leute wieder zusammenzuführen“, sagt Karolczak. Ein weiterer Punkt, an dem man gerade zusammen mit anderen Trägern des Viertels arbeite, sei, ein Angebot für Jugendliche in den Abendstunden zu schaffen.

Man könne zusehen, wie sie sich kriminalisieren, weil sie nicht wüssten, wohin, so der Geschäftsführer. Er ist sich sicher: „Man tut sich keinen Gefallen, wenn man es so weiterlaufen lasse.“ Daher gebe es Überlegungen, welche Einrichtung für Ältere länger öffnen könnte, die GWA St. Pauli könne dann nötige Mitarbeiter stellen.