Hamburg. Das Start-up Rex expandiert von Berlin nach Hamburg und richtet sich speziell an Tierhalter in der Großstadt. So ist das Konzept.
Die Tierarztpraxis der Zukunft sieht aus wie eine stylische Hotellobby, durch den Wartebereich der Katzen ziehen Pheromone und so viel wie möglich läuft digital – von der Terminvergabe bis zur elektronischen Patientenakte. In Hamburg hat nun mit Rex an der Friedensallee in Ottensen eine Tierarztpraxis 2.0 eröffnet, die vor allem junge Großstadtmenschen ansprechen soll.
Pheromone sind körpereigene Duftstoffe, die die Katzen in der Tierarztpraxis beruhigen sollen. Menschen können diese Stoffe nicht riechen. „Damit wollen wir den Stress für die Tiere reduzieren, Katzen sind beim Tierarzt besonders gestresst“, erzählt Julian Lechner. Wie in vielen anderen Tierarztpraxen auch, haben Hunde und Katzen bei Rex getrennte Wartebereiche. Außerdem stehen Snacks und Spielzeuge bereit, um die Wartezeit für die Tiere ein wenig angenehmer zu gestalten.
Tierarzt Hamburg: Ehemalige Unternehmensberater eröffnen moderne Rex-Praxis in Ottensen
Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Jonathan Loesing hat der ehemalige Unternehmensberater Lechner 2021 die ersten Rex-Tierarztpraxen in Berlin eröffnet. Vier Standorte gibt es dort bereits, nun expandieren die beiden nach Hamburg, haben Anfang der Woche eine Filiale in Ottensen eröffnet, eine weitere soll noch in diesem Jahr in Winterhude folgen. Beide hatten sich in ihrem früheren Berufsleben ums Gesundheitsmanagement in der Humanmedizin gekümmert.
Was für Menschen funktioniert, lässt sich auch auf die Tiermedizin übertragen, so die Idee der Rex-Gründer Julian Lechner und Jonathan Loesing. Hamburgs Tierliebhaber, so das Versprechen, erwarten moderne Praxen mit neuesten medizinischen Standards, eigenem Labor und zeitgemäßem Design. „Die Idee entstand aus der Vision heraus, frischen Wind in die Tiermedizin zu bringen, durch ein Angebot, das deutlich moderner, digitaler und zugänglicher ist als konventionelle Tierarztpraxen“, erklärt Lechner.
Ottensen: Mit diesem Angebot bringen Rex-Praxen frischen Wind in die Tiermedizin
„Für die modernen Großstädter ist alles nur einen Klick entfernt: Termine können online verwaltet werden, ohne in der Praxis anrufen zu müssen, Rechnungen werden per Mail versendet, Impferinnerungen ploppen auf dem Smartphone auf, und für die kleinen Sorgen muss man nicht mal das Haus verlassen“, heißt es. Denn: Eine Beratung durch Tierärzte kann man sich per Videocall einholen. „Gerade bei akuten Beschwerden ist das von Vorteil“, so Lechner.
Außerdem können Tierhalter über die elektronische Patientenakte, der Rex-App, von überall aus auf den Krankheitsverlauf ihrer Vierbeiner zugreifen. Die Befunde sind mit der zentralen Datenbank des Start-ups gekoppelt, sodass auch das Praxispersonal jederzeit auf dem neuesten Stand ist, unabhängig vom Standort. „Gerade für Pendler ist das ein Vorteil. Auch innerhalb einer Stadt können Tierbesitzer die Praxis wählen, die auf ihrem Weg liegt. So soll das urbane Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren flexibel gestaltet werden können“, sagt Lechner.
Tierarzt Hamburg: Auch das Praxissterben gehen die beiden Rex-Unternehmer an
Loesing und Lechner packen ein weiteres Thema an: das Praxissterben. Denn viele Tierärzte in Hamburg haben Probleme, Nachfolger zu finden. Manche haben Glück wie die Eimsbütteler Tierärztin Dagmar Vogel, die Anfang des Jahres ihre Praxis abgeben konnte und nicht schließen musste. Doch häufig klappt der Generationenwechsel nicht, weil junge Menschen zum Beispiel vom hohen zeitlichen Arbeitsaufwand abgeschreckt werden und viele lieber in Teilzeit arbeiten möchten. Dieses Thema wollen die Rex-Gründer ebenfalls angehen.
- Weniger Hunde in Hamburg: Das sind die beliebtesten Rassen
- Malte Zierden: Wie eine Hamburger Taube dabei hilft, Ängste zu überwinden
- Planten un Blomen: Eichhörnchen Humboldt lebt im Tropenhaus – und sorgt für Aufsehen
Um der wachsenden Nachfrage an Tierärzten gerecht zu werden und wieder mehr Menschen für den Beruf zu begeistern, wollen Lechner und Loesing weiter optimieren, und zwar nicht nur den Tierarztbesuch, sondern eben auch den Beruf. „Wir verringern durch die Digitalisierung den administrativen Aufwand und reduzieren dadurch Stress. Die Online-Terminvergabe und eine zentrale Datenbank sparen Zeit bei der Terminkoordination und dem Informationsabgleich, was zu einem ruhigeren Arbeitsumfeld beiträgt“, so Lechner. Für eingehende Anrufe etwa gibt es eine Telefonzentrale.
Das ist für die Mitarbeiter angenehmer, weil in der Praxis an sich nicht ständig das Telefon klingelt. Das soll aber auch für die Tiere im Wartebereich entspannter sein, die nicht durchs Telefonklingeln weiter gestresst werden.